McCartney, Paul – The End of The End
Thema: Tod CD: Memory Almost Full Die Mitarbeiter bei „Starbucks“ in den USA können einem Leid tun. Weil Paul McCartney nach 40 Jahren die EMI verlassen hat und in Amiland sein aktuelles Album „Memory Almost Full“ exclusiv beim Kaffeeverkäufer „Starbucks“ verscherbelt, muss es da natürlich laufen und laufen und laufen, die Kaffeeverkäufer müssen es folglich hören und hören und hören, damit sich von der Latte-Kundschaft der eine oder andere Silberling (, der für den Player,) gegen ganz viele kleine Silberlinge (, die für die Geldbörse,) eintauschen lässt. Und zur Not können es auch ein paar Bucks sein, die man ja auch ganz gerne als Greenbacks (jetzt wieder mit „a“) bezeichnet.
Genug der Wortspiele, denn die hat McCartney besser drauf. Das ganze Album strotzt nur so vor Erinnerungen an vergangene Zeiten, auch an die Zeit in Liverpool, so dass mancher Rezensent die britische Metropole schon mit Bielefeld auf dieselbe Ebene stellte: Vielleicht gibt es sie gar nicht, vielleicht lebt sie nur in der Erzählungen von Straßen wie Penny Lane, dem – längst abgerissenen Waisenhaus der Heilsarmee mit dem prosaischen Namen – „Strawberry Fields“ und anderen. Bassisten und solche, die es werden wollen, sollten sich einmal die Bassläufe des Ex-Beatles genauer unter die Lupe nehmen – da knüpft jemand nahtlos an seine ganz große Zeit als Bassist einer Beatcombo an – und die kam zweifelsfrei aus Liverpool…
Alle Lobeshymnen täuschen nicht darüber hinweg, dass McCartney mit „Memory Almost Full“ Altherren-Musik veröffentlicht hat. Als er 2003 mit den ersten Songs für dieses Album begonnen hatte, lagen die Anfangstage der Beatles schon mehr als vier Jahrzehnte zurück – nicht mehr lange, dann darf man „knapp fünf Jahrzehnte“ schreiben. Und damit holt man keinen Jugendlichen der HipHop-Generation mehr hinterm Ofen hervor.
Will McCartney auch gar nicht. Er will sich selbst Rechenschaft geben, einfach das machen, was er kann, nämlich typische McCartney-Musik, zwischendrin immer wieder das eine oder andere Kabinettstückchen und gut ist es. Was kann man eigentlich nach 13 LPs mit den Beatles und mehr als 20 Solo-Alben (einschließlich der Wings-LPs), nach bald 400 Songs also eigentlich noch verlangen?
Man kann es drehen und wenden wie man will (aus Gründen der Calligraphie gilt dies seit der CD Chaos And Creation In The Backyard schon fürs Cover): McCartney ist und bleibt McCartney. Und das ist doch auch gut so!
Ein Song auf diesem Album wird den Kids von heute am wenigsten gefallen, und doch ist ausgerechnet er es, der am meisten zum Nachdenken einlädt: In „The End of the End“ singt McCartney über seinen eigenen Tod. Die Botschaft des Textes ist in ganz wenigen Zeilen zu finden, die aber extrem intensiv sind. Eine freie Übersetzung:
Am Ende meines Lebens beginnt die Reise in ein besseres Leben!
Dieses hier war nicht schlecht,
so dass ein besseres Leben ein ganz besonderer Ort ist.
Es gibt keinen Grund, traurig zu sein.
An dem Tag, an dem ich sterbe, möchte ich,
dass Witze erzählt werden und Geschichten von Alten,
will, dass ein (roter) Teppich ausgerollt wird, auf dem Kinder spielen
und sich lang hinstrecken und den Geschichten lauschen, die die Alten erzählen.
Kein Grund, um zu weinen!
An dem Tag, an dem ich sterbe, möchte ich, dass Glocken klingen
und dass Songs gesungen werden,
hingehängt wie Decken, auf denen Liebende gespielt haben
und jetzt daliegen und auf Songs hören, die gesungen werden.
Songtext englisch
Leitfragen:
- Welche Hoffnungen, Erwartungen hat McCartney bzgl. des Todes? (Assoziationen malen bzw. als Collagen darstellen lassen)
- Gibt es Bezüge zu anderen Songs? (Web-Recherche zu diversen Lyrics)
- Grundhaltung des Songs? (ruhig, gelassen) Warum?
- Welche Hoffnungen des Christentums, die hier nicht benannt werden, könnten Grundlage für eine derartige Haltung sein?
- Wieso kann jemand auf die Idee kommen, „mitten im Leben“ an den Tod zu denken?
- Vgl. den Text McCartneys mit dem mittelalterlichen Kirchenlied „Mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen“. Wie bedeutend (ggf. auch wahr / falsch / stichhaltig / unsinnig) ist für dich diese Aussage?
- Lies das gesamte Lied. Welche Grundaussage enthält es? Wie verhält sich diese zum Song McCartneys?
- Ende 2001 begann Joachim Kardinal Meißner eine Predigt im Kölner Dom mit dem Zitat des o.g. Kirchenliedes. Was wollte Meißner damit ausdrücken? Hilfe: WDR-Archiv am 07.02.2008
- Martin Luther hat das Zitat verändert und „Mitten im Tod sind wir vom Leben umfangen“ daraus gemacht. Was wollte Luther damit aussagen?
Info:McCartney, Paul, The End of the End, in: ders., Memory Always Full, Concorde / Universal 2007.
http://paulmccartney.com
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