Scorpions – Wind Of Change (2)

Manchmal gibt es Songs, die werden zu unsterblichen Hymnen für spezifische Anlässe. „We Are The Champions“ von Queen ist so einer. Wann immer eine Mannschaft gewinnt, lässt sie sich von Freddie Mercury und Co. feiern. Eine ebensolche Hymne haben die Deutschlands erfolgreichste Rockformation geschrieben: die Scorpions mit ihrem Wind of Change. Ein Titel, der rund um den 3. Oktober Hochkonjunktur hat. Denn kein anderer Song passt so gut zum Tag der deutschen Einheit wie dieser.Doch wer genau hinhört, kann im Text nichts von deutscher Einheit entdecken:

„Ich folge dem Lauf der Moskva bis hinunter zum Gorky Park
und lausche dem Wind der Veränderung.
Ein Sommertag im August, Soldaten, die vorübergehen,
dem Wind der Veränderung lauschend.
Die Welt wird kleiner. Hättest du jemals gedacht,
dass wir uns einmal so nah sein würden wie Brüder?
Die Zukunft liegt in der Luft, ich kann sie überall spüren.
Sie weht mit dem Wind der Veränderung.“

Tatsächlich beschreibt der Song Eindrücke, die die Scorpions bei einer Tournee durch die Sowjetunion gewonnen hatten, damals, 1989. Schon damals bemerkten sie etwas vom politischen Wandel im Ostblock, von mehr Freiheit, im Song bildhaft dargestellt durch den „Wind der Veränderung“. Genau dieses Klima bestimmte die weitere deutsche Geschichte. Die Proteste der Menschen im Schutz der Kirchen, der immer lauter werdende Ruf „Wir sind das Volk“. Dann der Fall der Mauer, die ersten Trabbis im Westen, wildfremde Menschen, die sich glückstrunken in den Armen lagen. Untermalt von Kirchenglocken überall im Land, gerade so, als wollten sie sagen: Dank sei Gott für dieses friedliche Ende der deutschen Teilung. Über allem aber schwebte der Song der Scorpions, der plötzlich zum Symbol der Hoffnung wurde. Hoffnung auf ein friedliches Miteinander von Menschen. Die Chance darauf, sich so nahe zu sein wie Brüder, wie es im Text heißt. Eine würdige Hymne zum Tag der deutschen Einheit. Die Scorpions und Wind of Change.