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Pink – Sober

„Ich will nicht diejenige sein, die am lautesten lacht oder nie allein sein will.
Ich will nicht diejenige sein, die du um 4 Uhr morgens anrufst,
weil ich die einzige bin, die du auf der Welt kennst,
und ich will nicht diejenige sein, die dann nicht zuhause ist.“

So beginnt „Sober“, die aktuelle Single von Pink. Der passende Videoclip erhält unterschiedliche Kritiken: „dümmliche Lesboszene, kotzende Leute – alles schon einmal gesehen“, heißt es abfällig in einem Chat. Und dann kommt die Rede auf unerotische Unterwäsche, in der sich Pink im Video zeigt. Sollte der Clip eine Provokation sein, dann geht die bei dem einen oder anderen nach hinten los. Andererseits: Übersetzt man den Songtitel ein wenig freier, dann kommt man von „nüchtern“ schnell auf „ernüchternd“. Genau darum geht es nämlich im Song, wie der weitere Text zeigt:

„Ich hab mal wieder durchgemacht, finde, meine Geschichte sollte nicht so enden.
Warum hab ich das Gefühl, dass diese Party vorbei ist?
Ich will nicht diejenige sein, die die Stille ausfüllen muss.
Weinen macht mir Angst, weil es die Wahrheit herausschreit.
Ich falle… und wenn ich mich gehen lasse, bin ich allein schuld daran.
Ich falle, ich falle…, dreh mich immer im Kreis auf der Suche nach mir selbst
und dieses Mal nüchtern.“

Wovon Pink singt, haben viele Menschen schon erlebt: Weglaufen vor den Problemen, die Sorgen des Alltags im Alkohol ertränken, sich betäuben, vergessen, nicht mehr spüren, was einen ängstigt – bis einen die Wirklichkeit wieder einholt. Was dann bleibt, ist nicht nur der dröhnende Schädel, sondern auch Katzenjammer. Und der zeigt, dass das Verdrängen von Sorgen gegen das Grundproblem nicht hilft: gegen Einsamkeit und fehlende Geborgenheit, die Pink letztlich in ihrem Song besingt.
Das Erstaunliche an diesem Song: Pink schildert die Folgen, das ernüchternde Zurückkehren in den grauen Alltag – aber wie man dem Grauen des Alltags dauerhaft entkommt, darauf gibt sie in „Sober“ keine Antwort. Zumindest nicht direkt. Indirekt aber signalisiert sie: Jeder Mensch braucht jemanden, an den er sich anlehnen kann, der ihm eine Stütze sein kann. Und jeder kann für einen anderen Menschen diese lebensnotwendige Stütze sein. Oder wie schon Blues Brothers sangen: Everybody Needs Somebody… To Love. Aber das ist eine andere Geschichte. Vorerst bleiben wir erst einmal bei Pink und die ernüchternde Wirklichkeit nach dem Rausch: „Sober“.

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