Mitchell, Joni – Big Yellow Taxi
Was für eine verrückte Zeit, damals, 1970: Das Aus für die Beatles, ein Zyklon in Bangladesh reißt 300.000 Menschen in den Tod, die ARD lässt erstmals ihren Dauerbrenner „Tatort“ über die Mattscheibe flimmern. In den USA wirkt der „summer of love“ ebenso nach wie das legendäre Woodstock-Festival und die Proteste gegen den Vietnamkrieg. Doch Amerikas Jugend hat ein neues Thema entdeckt: Joni Mitchells Song „Big Yellow Taxi“ wird zum ersten Umweltsong der Blumenkinderzeit:
„Man hat das Paradies asphaltiert und darauf einen Parkplatz gebaut,
mit einem rosa Hotel, einer Boutique und einem Amüsierzentrum.
Ist es nicht immer wieder das gleiche, dass man erst dann weiß, was man hat,
wenn es verloren ist?
Hey, Bauer, weg mit dem DDT., aber sofort! Sollen die Äpfel ruhig
ein paar Flecke haben, aber lass mir bitte die Vögel und die Bienen!“
Ein erster Protest gegen ein Pflanzenschutzmittel, von dem man erst viel später erkennt, dass es nicht nur Insekten tötete, sondern auch das menschliche Erbgut schädigt. Doch geradezu unbekümmert sind die ersten Proteste für das, was später Umweltschutz heißt. Eben noch so richtig Blumenkinderzeit. Trotzdem: Ein gesellschaftliches Gewissen, eines mit Verantwortung für Gottes Schöpfung entsteht genau in dieser Zeit. Und wie eine Gebetsformel klingt es: Erst, wenn man etwas verloren hat, weiß man es zu schätzen. Der merkwürdige Songtitel kommt fast nur am Rande vor:
„Gestern spät in der Nacht hörte ich die Eingangstür zuschlagen
und ein großes gelbes Taxi fuhr mit meinem alten Herrn davon.“
Womit gesagt sein soll: Wenn wir zu sorglos mit der Welt umgehen, uns nicht genügend um sie bemühen, … dann macht sich der liebe Gott in einer Nacht- und Nebelaktion auf und davon. Ein groteskes Bild für die Schlussszene unseres Planeten.
Fast 40 Jahre ist das her. Aber weil der Song heute zumindest so aktuell ist wie damals, haben ihn die Counting Crows vor fünf Jahren neu aufgenommen: Joni Mitchell´s „Big Yellow Taxi“.
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