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Merton, Alice – Vertigo

„Meine Hände sind verschwitzt, mein Herz schlägt schwer. Da draußen ist etwas.
Ich schwöre, ich bin nicht bereit. Ich weiß nicht, wohin ich von hier aus gehen soll.
Das Geräusch wird lauter, der Boden beginnt zu zittern. Jeder fühlt es.
Warum kann ich es nicht fühlen, nein? Warum kann ich es nicht einfach loslassen?
Denn alles, was ich fühlen kann, ist Schwindel.“

Vier lange Jahre ist es her, seit Alice Merton mit „No Roots“ ihren großen, internationalen Durchbruch feiern konnte, mehr als ein Jahr seit ihrer letzten Veröffentlichung. Und jetzt kommt ihre neue Single „Vertigo“ ausgerechnet mit solch einem Hammer-Text. Im ersten Moment scheint es, als würde die in München geborene Sängerin Corona zu reflektieren – doch der Song entstand bereits vor der Pandemie. Tatsächlich handelt er von einem Clubbesuch – aus dem nichts wurde. Denn vor der Tür bekommt Alice plötzlich weiche Knie, hat einen Schwächeanfall mit starkem Schwindelgefühl. Auf Englisch „Vertigo“.

„Der Sound wird lauter, der Boden beginnt zu vibrieren!“

Je näher sie der Eingangstür kommt, je stärker sie bereits die Bässe spürt – desto größer wird die plötzlich aufkeimende Panik. Das Schlimmste: Sie hat das Gefühl, von allen anderen Clubbesuchern

taxiert und bewertet zu werden.

„Ich kann nur Schwindel fühlen. Da muss etwas raus meinem Kopf.
Tue ich etwas, das ich bereuen werde?
Er tanzt jetzt mit jemandem, die er getroffen hat
Bevor ich meine geistige Gesundheit verliere,
verzichte ich lieber auf meine Eitelkeit.“

Kurzerhand dreht sie um und geht. Unglaublich für jemanden, der gerade bei „The Voice“ erfolgreich aufgetreten und auch ansonsten gewohnt ist, vor einem großen Publikum zu stehen.

„Vertigo“ ist fast eine Lebensbeichte. Eine, in der Alice Merton sagt: Es gibt Beides in einem Menschen, Stärken und Schwächen, Selbstbewusstsein und Ängste. Wichtig ist, seine unterschiedlichen Seiten zu akzeptieren. Und sich selbst so zu lieben, wie man nun einmal ist. Nicht so zu sein, wie andere einen gerne hätten. Und auch nicht so, wie der Vergleich zu anderen einen selbst gern sehen möchte. Alice Merton hat das erst durch eine Therapie gelernt: weg von den eigenen Unsicherheiten und Ängsten hin zu mehr Selbstvertrauen, mehr Bewusstsein von sich selbst. Mit „Vertigo“ macht sie Mut, sich seinen Dämonen zu stellen und dagegen anzugehen. Alice Merton: „Vertigo“.

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