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Merton, Alice – Same Team

Never change a running system, never change a running team – mit diesen Weisheiten sind wir auf besondere Art vertraut, sind wir irgendwie groß geworden. Und kaum jemand würde ihnen widersprechen. Alice Merton allerdings tut dies vehement.

Same Team

Als Vorgeschmack auf ihr Album „S.I.D.E.S.“, das Mitte Juni erscheinen soll, hat die Wahl-Berlinerin den Titel „Same Team“ veröffentlicht. Und stellt in diesem Song den Teamgedanken deutlich infrage.

„Ich brach alle unsere Versprechen und ich glich die Rechnung aus.
Dann nahm ich ein Flugzeug nach Mexiko,
damit du mich nicht mehr finden konntest.
Und ich verletzte dich und deine Gefühle, zerbrach all die Dinge, die wir liebten.
Ich konnte den Schmerz nicht mehr ertragen, nicht ertragen, was wir verloren hatten.
Jetzt bin ich an fremdere Orte gegangen.
Wir sind nicht mehr zwei Seiten desselben Teams.
Ich kann es einfach nicht zurücknehmen,
nicht zu dem zurückkehren, wie es vorher war.
Nein, ich kann einfach nicht euch allen die Zukunft versprechen.
Denn die Zukunft ist jetzt zerplatzt.
Wir rennen einen Berg hinauf, um vom Sturm zurückgeblasen zu werden.
Wir sind nicht mehr zwei Seiten desselben Teams.“

Innerer Kampf

In diesem Song beschreibt Alice Merton einen inneren Kampf und macht diesen öffentlich. Ihren Songs merkt man an, dass sie in ihrem wirklichen

Leben eine Reihe von Konflikten durchgemacht habe. So erklärt die Sängerin im Interview: Sie habe das Gefühl gehabt, in Welten gezogen worden zu sein, die sie nicht verstand. Und immer wieder Gespräche mit Menschen geführt zu haben, mit denen sie nicht auf derselben Wellenlänge war.

Kein Team (mehr)

Der sogenannte Teamgedanke meint aber etwas anderes: In einem Team ergänzen sich die Beteiligten, einer ist für den anderen da, man geht gemeinsam durch Höhen und Tiefen, durch gute und schlechte Zeiten. Auf diese Weise zu handeln macht alle Teammitglieder stärker. Normalerweise! Manchmal aber passiert das Gegenteil: Statt sich zu immer höheren Leistungen zu pushen, ziehen sich die Teammitglieder gegenseitig runter. Statt über gemeinsam getroffene Entscheidungen froh zu sein, erzeugen diese immer neue Zweifel. Der Teamgedanke ist umgeschlagen, die Beziehung der Teammitglieder ist toxisch geworden. Was dann?

Schmerz und Verlust

Die meisten Songs des neuen Albums „S.I.D.E.S.“ handeln von Schmerz und Verlust, von innerer Zerrissenheit und der Suche nach Auswegen. Der Lockdown während der Corona-Pandemie hatte daran einen erheblichen Anteil, so Alice. Der Wunsch, dieser unbefriedigenden Situation zu entfliehen, sei groß gewesen. Letztlich war es die Arbeit an den Songs zum neuen Album, die ihr halfen, der Realität zu entkommen. Denn mit den Songs entstanden gleichzeitig neue Zufluchtsorte. Ausgerechnet die Abgeschiedenheit, der Stillstand des ansonsten gerade in Berlin pulsierenden Lebens sorgte wohl dafür, dass sich die Sängerin besonders intensiv mit den Geschichten in ihren Songs auseinandersetzen konnte. Und dass sie an genau diesen Auseinandersetzungen selbst gereift ist.

Beziehungen und Emotionen

Beziehungen, Probleme, Emotionen wie Liebe, Glück und Ängste – das sind die Themen der Songs im neuen Album „S.I.D.E.S.“. Zwar erzählt jeder Song des Albums eine andere Geschichte. Viele ähneln sich aber darin, dass sie von Partnerschaften handeln, von Schmerz und Verlust. Und vor allem davon, wie man mit diesen Erfahrungen umgeht. Solch eine Erfahrung verarbeitet auch „Same Team“. Und kommt am Ende zu dem Schluss: Wenn ein Team lähmt und zurückwirft, dann ist es kein Team mehr. Auch wenn es schwerfällt: Manchmal gibt es im Leben tatsächlich Situationen, in denen nichts anderes hilft als loszulassen. Denn das ist allemal besser, als auf Dauer mit einer Situation zu leben, die man selbst längst als Lebenslüge erkannt hat.

Zur richtigen Seite wechseln

Für Alice Merton steht fest: Weil das Leben letztlich unkontrollierbar ist, wird es immer Schmerz und Leid geben. Daran kann niemand etwas ändern. Aber jeder kann eigene falsche Entscheidungen revidieren, sich von festgefahrenen Vorstellungen trennen und den Mut aufbringen, neue Wege zu gehen. So entwickelt man sich weiter, kommt auf die andere Seite, wie Alice Meron mit einer Anspielung auf den Albumtitel „S.I.D.E.S.“ erklärt. Und dazu gehört nun eben auch sich einzugestehen, dass man zur falschen Person aufgeschaut hat, dass man mit ihr nicht mehr an einem Strick zieht, nicht mehr im selben Team spielt. Alice Merton und „Same Team“.

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