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Garvey, Rea – Halo

Fans atmen auf: Endlich ist das langersehnte sechste Studioalbum von Rea Garvey da. Und was für eines: 19 Songs und damit fünf mehr als die „normale Fassung“ umfasst

Vorab-Singles

die Deluxe-Version von „HALO“, wenn auch die vorab ausgekoppelte Single „Perfect In My Eyes“ ebenso wie der Titelsong „Halo“ in gleich zwei Fassungen enthalten sind.

Erstmals hat der Ire, der nun mittlerweile über 25 Jahre in Deutschland lebt, neben den beiden genannten Songs sowie „Free Like The Ocean“ und „Somewhere Close To Heaven“ vor bzw. mit der Veröffentlichung eines Albums vier Singles ausgekoppelt. Auch wenn Reas letztes Studioalbum mittlerweile satte vier Jahre zurückliegt, hat der Musiker mit der sanften Stimme und den schönen Melodien wohl kaum an Popularität eingebüßt.

Achterbahnfahrt

Vielleicht lag es aber am langen Entstehungsprozess und den damit verbundenen Unsicherheiten, die in einer so langen Zeit in einer Künstlerseele aufkommen mögen. Erstmals hat Rea zudem ein Album in London und Berlin aufgenommen. Eine Achterbahnfahrt sei das gewesen, ein neuer Prozess mit Höhen und Tiefen, der manchmal mehr, manchmal weniger Spaß gemacht habe, sagt er. Aber wie man am Ende einer wirklichen Achterbahnfahrt, bei der man befreit von zwischenzeitlichen Ängsten und Sorgen aus dem Wagen steigt und sich so wunderbar Adrenalin-durchrauscht fühlt, ist auch einer der besten und beständigsten Musiker in diesem Land mit dem Ergebnis seines kreativen Prozesses sehr zufrieden.

Garvey bleibt Garvey

Auch wenn also rund um das Album – und um die von den Klatschblättern vielbeachtete neue Frisur Garveys – alles neu ist, so ist „HALO“ doch ein typisches Rea Garvey-Album. Wer revolutionär Neues erhofft hatte, vielleicht einen Metal-heiseren Bülent Ceylan-Verschnitt – bevor ein Missverständnis aufkommt: „Ich liebe Menschen“ ist ein grandioses, wenn auch von dem ein- oder anderen vielleicht unerwartetes Album! – , der ist bei Rea Garvey an der falschen Adresse.

Selbstverpflichtung

Verlässlich wie eh und je, beständig orientiert an der Selbstverpflichtung, Menschen in den Irrungen und Wirrungen des Alltags, bei den großen und kleinen Problemen und Krisen des Alltags zu begleiten, ihnen Trost zu spenden, Mut zu machen und nach Möglichkeit zu helfen, ihre Sorgen hinter sich zu lassen und neuen Lebensmut zu fassen. Das alles gelingt Rea Garvey seit vielen Jahren und glücklicherweise auch in „HALO“ wieder durch sein unglaubliches erzählerisches Talent, seine einschmeichelnden Melodien und seinen gleichermaßen gefühlvollen wie kraftvollen Gesang. Gut also, dass es allenfalls schrittweise Veränderungen gibt, dass Rea noch einen Tick erwachsener klingt – was er jenseits der 50 ja auch sollte, um weiterhin glaubwürdig zu bleiben – und eben keine revolutionären Entwicklungen. Revolution bedeutet schließlich Bestehendes radikal zu verändern und gewissermaßen auf den Kopf zu stellen. Gut also, dass „HALO“ ist wie es ist.

Halo

Das gilt auch für den gleichnamigen Titelsong des Albums. In ihm singt Rea Garvey:

„Ich weiß, es ist schwer, es ist schwer für dich,
du selbst zu sein, wenn jeder ein Stück von dir will.
Es ist schwer für dich zu wissen, woran du festhalten sollst.
Du verlierst die Liebe, es fühlt sich an,
als würde deine ganze Welt zusammenbrechen,
als ob nur schlechte Dinge passieren.
Dein Bild in deinem Spiegel ist zerbrechlich.“

Für Tochter Aamor

Halo“ ist Reas Tochter Aamor gewidmet, die im zum Song gehörigen Videoclip erstmals auch vor der Kamera zu sehen ist. Wie es scheint verarbeitet Rea typische Vater-Tochter-Erfahrungen: die Tochter, die langsam erwachsen wird, sich abzunabeln beginnt, Gehversuche in der Welt der Erwachsenen und in Sachen Liebe macht, Enttäuschungen verarbeiten muss – und das auch noch im Schatten eines berühmten Vaters. Gut, wenn der Vater da Mut macht. Im Song heißt es:

„Aber gib den Kampf nicht auf
gegen all die Stimmen in deinem Kopf.
Liebling, du musst dich nicht mehr verstecken!“

Versprechen

Denn schließlich kann sich die Tochter auf den Vater verlassen. Der verspricht:

„Ich werde da sein,
wenn dein Heiligenschein ein bisschen vom Sturz beschädigt ist;
wenn du mitten drin feststeckst und du von allem müde bist.
Ich werde da sein,
wenn dein Heiligenschein ein bisschen schwerer ist als zuvor;
wenn die Sterne aufgehen, aber du sie nicht sehen kannst
Ich werde da sein, um dich zu führen!“

Glaube kennt keine Angst

Halo“ transportiere Wissen, Glück und Hoffnung, Wärme des Vertrauens und Stärke in dunkeln Stunden, sagt Rea Garvey über seinen Song. Und zielt damit weit über die eigene Vater-Tochter-Beziehung hinaus. Denn für ihn ist das Leben ein Geschenk, ist Güte und Glück. Glauben kenne keine Angst, so der Musiker vielsagend. Und genauso wichtig: „Halo ist das, was du hast und gibst, es ist das, was du bist und teilst!“

Damit wird der Song zu einer Aufforderung zur persönlichen Standortbestimmung, zur Selbstreflexion und zu einer positiven Lebenseinstellung.

Soziales Engagement

Wer meint, Rea Garvey habe leicht reden, den belehrt der Künstler eines Besseren: Er selbst habe an seinen Erfolg glauben müssen, obwohl er immer wieder gescheitert sei, beschreibt der Sänger einen Lebensweg, der nicht immer so leicht und stringent war, wie viele es glauben. Gerade die letzten Jahre mit Covid, einem daraus resultierenden Vakuum gerade für Künstler, den Anforderungen des Vaterseins, seiner Sehnsucht nach seiner Heimat Irland und das Leiden am Unfrieden in der Welt dürften am Aktivisten Rea Garvey nicht spurlos vorübergegangen sein. Sein Engagement für die Stiftung „Saving An Angel“, die dafür sorgen möchte, Kindern, die Schreckliches erlebt haben, wieder ein Stück Normalität und Lebensfreude zu schenken, ist wohl untrennbar mit dem Künstler selbst und den Inhalten seiner Songs verbunden.

Am Ende wird alles gut

Gerade weil Rea Garvey selbst weiß, dass das Leben nicht immer gradlinig verläuft, sondern oft genug unerwartete, belastende Haken schlägt, ist er ein glaubwürdiger, ernstzunehmender Künstler. Und „Halo“ wie eine tröstende Hand, die ausgestreckt ist und die Stärke sowie Hoffnung vermittelt in schwierigen Zeiten. Getragen von dem unerschütterlichen Vertrauen darauf, dass am Ende alles gut wird.

Rea Garvey – „Halo“

Der bei Radio Salü gesendete Beitrag ist eine Kurzfassung dieses Textes.

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