Drücken Sie Enter, um das Ergebnis zu sehen oder Esc um abzubrechen.

Cyrus, Miley – Jaded

14 Jahre alt war Miley Cyrus, als sie vom Disney Channel für die Fernsehserie „Hannah Montana“ gecastet wurde. In der Rolle der Miley Stewart wurde sie zum Star. Was leider wenige Jahre später dazu führte, dass die Sängerin nicht nur durch ihre Songs, sondern immer öfter durch provokativ vorgetragene Sexualität in die Schlagzeilen geriet.

Immer wieder Liam Hemsworth

Mittlerweile ist Miley Cyrus fast 31 Jahre alt und hat, je nach Zählweise, mindestens acht Studioalben veröffentlicht. Themen für ihre Songs schöpft sie immer aus gescheiterten Beziehungen – allen voran die rund zehn Jahre dauernde On-Off-Beziehung mit Schauspieler Liam Hemsworth. Die mündete ja sogar in eine zweijährige Kurzzeit-Ehe, die Miley im Nachhinein öffentlich als „ätzend“ und sogar als Desaster bezeichnete. Augenscheinlich macht es den Fans Spaß, in Mileys Songs regelrecht danach zu suchen, wo wieder welcher Partner eins abbekommen hat. Das ist zweifellos förderlich fürs Geschäft. Spitzenreiter der Attacken ist ohne Frage Liam Hemsworth – aber auch andere Ex-Partner und sogar Kollegen bekommen ihr Fett weg. So zum Beispiel Bruno Mars, dessen „When I Was Your Man“ von Miley ihrem letzten Hit „Flowers“ eine nicht besonders freundliche Antwort erhalten hatte. Denn schließlich hatte Liam Hemsworth diesen Song für seine Hochzeit mit Miley ausgewählt.

Jaded

Auch beim neusten Erguss aus der Feder von Miley Cyrus sind die Fans davon überzeugt, dass er sich an Liam Hemsworth richtet. Allerdings wirkt Miley in „Jaded“ gereifter, reitet nicht nur Attacken und erhebt Vorwürfe, sondern erscheint reumütig, wenn sie singt:

„Ich will nicht anrufen und zu lange reden.
Ich weiß, es war falsch, aber ich habe nie gesagt, dass es mir leidtut.
Jetzt hatte ich Zeit, es zu überdenken.
Wir sind viel älter und die Angelegenheit
ist zu gewichtig, um sie einfach zu begraben.
Ist es nicht eine Schande, dass es so endete?
Wir sagten auf Wiedersehen für immer, aber du hast nie ausgepackt.
Wir gingen zur Hölle, aber wir kamen nie zurück.“

Reue

Miley Cyrus hatte schon immer ein großes Talent dafür, einfühlsame Texte zu schreiben, die bei ihren Fans ins Herz treffen. Das ist auch bei „Jaded“ der Fall. In einer Beziehung zu schweigen, nicht alles, was wichtig ist, zu sagen, vor allem eigene Fehler unter den Teppich zu kehren, kann zerstörerische Auswirkungen haben. Eine Erfahrung, die wohl auch viele von Mileys Fans schon einmal gemacht haben. Besonders belastend und niederdrückend kann im Nachhinein die Erkenntnis sein, dass man durch etwas mehr Bemühen vielleicht das Schlimmste hätte verhindern können. Und so schafft „Jaded“ geschickt eine Atmosphäre, in der sich jede Hörerin und jeder Hörer wiederfinden kann. In der sie oder er sich selbst reflektieren und eigenen Spekulationen hingeben kann.

Melancholisch „nach vorne“

Dabei lebt der Song selbst von unterschiedlichen Spannungen und Stimmungen: Während Text und Harmonien eher eine melancholische Stimmung aufkommen lassen, steht dazu die treibende Bassline in einem heftigen Kontrast und macht „Jaded“ zu einem eher fröhlich-optimistischen Sommersong – passend zum Albumtitel „Endless Summer Vacation“, aus dem „Jaded“ als dritte Single stammt. Alles andere als melancholisch ist dann auch Mileys Stimme: Kraftvoll und ein bisschen roh gesungen erinnert der Song dann auch an frühe Erfolge der alten Miley, darunter „The Climb“ oder „Wrecking Ball“. Und ganz die alte ist Miley dann im weiteren Verlauf auch textlich. Denn trotz erkannter Schuld, die sie

reumütig vorträgt, kann sie es nicht lassen, wieder einmal auszuteilen:

Attacke

„Es tut mir leid, dass du so abgestumpft bist.
Ich hätte dich weit bringen können.
Du bist jetzt einsam und ich hasse es.
Du bist nicht mal bereit, dir deinen Anteil an der Schuld anzuschauen
Du springst einfach in dein Auto und fährst runter in die Bar.
Du weißt nicht, wann du aufhören sollst. Also treibst du es zu weit.“

Und so bezieht sich dann der Titel „Jaded“, auf Deutsch „abgestumpft“ auch deutlich auf den Adressaten: Der hat augenscheinlich Probleme damit, die Vergangenheit hinter sich zu lassen, verdrängt – Stichwort „Bar“ – die Geschehnisse und scheint sich nicht in der Lage zu sein, sein Leben in den Griff zu bekommen.

Reue und Wunsch zur Besserung

Anders die Sängerin: Die hat ihre Fehler erkannt, bereut sich selbst, aber über den Song auch ihrem Ex gegenüber eingestanden – der erste Schritt dazu, mit einer unglücklichen Situation abzuschließen, vor allem aber dieselben Fehler in Zukunft zu vermeiden. Das ist die Kernbotschaft des Songs. Denn aus ihr entsteht die Kraft, mit der die Sängerin ihr Leben voller Zuversicht in die eigenen Hände nehmen kann.

Regelrecht versöhnlich eine Passage gegen Ende des Songs. Dort singt Miley:

„Ich will nicht lügen: Es wird nicht einfach sein,
wenn jemand anderes mit dir eine Beziehung hat.
Ich werde meine Telefonnummer ändern, aber dein T-Shirt behalten.
Es macht mir nichts aus, dass es zerrissen und verblichen ist.“

Abschließen, aber nichts streichen

Was deutlich macht: Vom negativen Verhalten des Ex will sich die Sängerin auf keinen Fall „runterziehen“ lassen. Deshalb wird es keinen weiteren Kontakt geben. Der Ex soll sie zukünftig nicht einmal mehr erreichen können, symbolisch ausgedrückt durch das Ändern der Telefonnummer.
Das Schöne aber: Obwohl die Beziehung krachend gescheitert ist und es keinerlei gemeinsame Zukunft geben wird, gibt es keinen Grund, die Vergangenheit auszulöschen. Denn schließlich war in der Beziehung nicht alles schlecht. Auch hier verwendet Miley Cyrus ein Symbol: Das T-Shirt ist verblichen, hat wie sein früherer Träger seine Strahlkraft verloren. Aber das ist nicht wichtig. Wichtiger ist, dass es als Erinnerung an das Gute in der gemeinsamen Beziehung auch für die Zukunft einen Platz im Leben der Sängerin haben wird.

Was wäre, wenn…

Am Ende stellen sich die Hörerinnen und Hörer vermutlich dieselbe Frage in Bezug auf Mileys Beziehung zu Liam Hemsworth, die sie sich bezüglich eigener Partnerschaften stellen sollen: Was wäre, wenn… Und was könnte sein, wenn beide Ex-Partner auf dieselbe Weise ihre Vergangenheit verarbeiten würden, statt dass einer den Boden unter den Füßen verliert und regelrecht abstumpft.

Eine Botschaft für alle, die das Scheitern einer Beziehung erleben oder erlebt haben, die Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen und aus seinen Fehlern zu lernen.
Miley Cyrus und „Jaded“.

Der bei Radio Salü gesendete Beitrag ist eine Kurzfassung dieses Textes.

Kommentare

Hinterlassen Sie ein Kommentar

Datenschutz
Ich, Klaus Depta (Wohnort: Deutschland), verarbeite zum Betrieb dieser Website personenbezogene Daten nur im technisch unbedingt notwendigen Umfang. Alle Details dazu in meiner Datenschutzerklärung.
Datenschutz
Ich, Klaus Depta (Wohnort: Deutschland), verarbeite zum Betrieb dieser Website personenbezogene Daten nur im technisch unbedingt notwendigen Umfang. Alle Details dazu in meiner Datenschutzerklärung.