Brother Leo – People

Vier Studioalben hat der Schwede Ola Nils Håkan Svensson unter dem Namen „Ola“ veröffentlicht, seit er 2005 in der zweiten Staffel der Casting-Show Swedish Idols auf Platz acht landete. Zwar schafften es sechs seiner Singles in den schwedischen Charts bis auf Platz 1 und neun erhielten Gold- bzw. Platinauszeichnungen – bei uns blieb Ola aber weitgehend ein Unbekannter. Das allerdings könnte sich ändern. Denn in den letzten Jahren hat er akribisch an neuen Songs gearbeitet, die er nun auch bei uns herausbringt. Nach dem Motto „neuer Name – neues Glück“ bringt er diese Songs jetzt nicht mehr unter dem Namen „Ola“, sondern als „Brother Leo“ heraus – und zwar auch bei uns. „People“ heißt der erste Song, der durchaus Chartsambitionen hat.

„Menschen können Bomben, Dinge oder Schachfiguren sein
Aber wir sind alle gleich. Wir krochen aus dem Meer,
wuchsen ein paar Meter und entwickelten ein Gehirn.
So hat mir das mein Lehrer John erklärt.
Damals muss ich acht oder neun Jahre alt gewesen sein.“

Und weiter heißt es:

„Menschen bekommen einen Job, sie bekommen einen Hund.
Und sie bleiben in ihrem Leben stecken.
Wir denken, wir sind so weit fortgeschritten.
Dabei sind wir eher wie Ameisen, wenn man aus dem All schaut.
Ja, die Erde kann sich drehen und die Sonne möge uns allen scheinen.
Menschen küssen sich, Menschen lachen,
aber sie haben nicht wirklich etwas mit dir zu tun.
Menschen kommen und gehen.“

Ziemlich negativ scheint die Sicht zu sein, die Brother Leo auf seine Mitmenschen hat. Und tatsächlich spricht er damit alltägliche Gegebenheiten an: Auf die Frage „Wie geht’s“ erwartet kaum jemand eine ehrliche Antwort. Floskeln und Oberflächlichkeiten dominieren. Und wer tatsächlich einmal Hilfe braucht, merkt schnell, dass die Zahl der wirklichen Freunde rasant und blitzartig zusammenschrumpft.
Im Interview erzählt Brother Leo, er habe sich in seiner Kindheit immer vorgestellt, einen Bruder zu haben. Quasi das starke, selbstbewusste Gegenstück von ihm selbst, ohne Angst, mutig, für jeden Scherz zu haben. So wie zwei Seiten einer Münze – und so wie der gerade einmal durchschnittliche Clark Kent, der im Superman-Dress unzählige Male die Welt rettet. Was wohl bedeutet, dass Brother Leo die mutige Variante des eher schüchternen, zurückhaltenden Ola Nils Håkan Svensson ist.

Deshalb bleibt es im Song auch nicht bei der negativen Sicht menschlicher Beziehungen. Denn dort heißt es sinngemäß:

„Dann kamst du in mein Leben hinein wie eine Kirche:
Ich war gerettet, ich sah das Licht.
Wir verliebten uns, lieben uns immer mehr.
Und ich bin unendlich glücklich, dass ich mit dir zusammen bin.“

„Kirche“, „Licht“ und „gerettet sein“ – fromme Menschen können zu der Überzeugung gelangen, der Schwede habe sich in Gott verliebt. Und in ihm die Kraft gefunden, die ihm Halt in seinem Leben gibt. Die ihn stark und glücklich sein lässt, seinem Leben einen tiefen Sinn gibt.
Ob Brother Leo das allerdings wirklich meint, bleibt offen. Anlass, darüber genauso einmal nachzudenken genauso wie über Beziehungen zu anderen Menschen, gibt der Song allemal. Brother Leo und „People“.