Blunt, James – High
Kein CD-Player im Haus, lediglich eine Platte von den Beatles und zwei von den Beach Boys – das war´s. Stattdessen aber bekam James Blunt ein paar Instrumente geschenkt: eine Geige, ein Klavier und – mit 14 Jahren – eine Gitarre. So macht man Musiker der Extraklasse. Aber James Blunt-Songs faszinieren auch durch die vielfach melancholischen, nachdenklichen Texte. E i n Grund hierfür liegt darin, dass James in die Fußstapfen seines Vaters trat und zur Army ging. Die Erlebnisse, die er als 22jähriger Soldat im Kosovo hatte, ließen James zu einem nachdenklichen Mann werden. Zu einem, der über das Leben, den Sinn des Lebens und seiner eigenen „Rolle im großen Konzert der Welt“ nachdenkt.
So ein klassischer Singer / Songwriter hat es vor allem in seiner englischen Heimat nicht leicht. Blunts Titel „High“ fiel dort zuerst sogar durch. Erst als eine italienische Telefongesellschaft den Song für einen Werbespot nutzte, wurde er in Italien zum Hit – und nicht nur dort. Dabei ist der Text schönste Pop-Poesie:
„Du bist der neue Tag, der alles in ein faszinierendes Licht taucht!
Einzigartig in dieser Welt. Ich muss aufwachen und mich der Realität stellen.
Das Grübeln über Wenn und Aber bringt nichts. Schluss damit!
Jetzt geht’s mir bestens und die Sterne sind zum Greifen nahe. Kaum zu glauben, dass du dich an mich erinnerst. Meine Morgenröte, die dunkle Gedanken verdrängt.
Ich dachte mein Schicksal sei die endlose Finsternis.
Dann kamst du und alles begann zu strahlen.“
Romantische Bilder, eine eindringliche Sprache, verpackt in eine schöne Melodie. Aber fast versteckt, fast zaghaft berührt der Song eine handfeste, tiefere Dimension:
„Wirst du mir deine Schulter leihen, wenn ich alt und grau bin?
Versprich es mir, denn du bist meine Zukunft.“
Die Sorge um die Zukunft, die tiefe Erfahrung der Endlichkeit von Beziehungen, von Leben – die Zeit als Friedenssoldat im Kosovo hat auch bei James Blunt Spuren hinterlassen. Spuren, die auf die existentiellen Fragen der Menschheit abzielen: Was bleibt am Ende übrig. Wohin geht mein Leben, warum? Wer bin ich, woher komme ich? Und vor allem die Frage: Was gibt mir Kraft, wenn scheinbar nichts mehr da ist, das mich noch trägt; nichts mehr, an dem ich mich noch festhalten kann? – Eine eindeutige Antwort auf diese Fragen gibt James Blunt in seinem Song nicht. Aber er trägt dazu bei, sich diese Fragen zu stellen – zum Beispiel eben beim Hören von James Blunt und „High“.
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