Young, Neil – Heart of Gold

Epilepsie, Polio und Diabetes – drei Krankheiten, von denen jede einzelne schon hef-tig genug ist. Gleich a l l e d r e i Krankheiten hat der Musiker Neil Young schon bis zu seinem sechsten Lebensjahr durchgestanden. Die Folge: eine dauerhafte

Schädigung der linken Körperhälfte, ein leicht hinkender Gang. Die Scheidung der Eltern als Neil gerade zwölf ist und die dann folgende Trennung von seinem Vater sind da fast schon zweitrangig. Aber genau diese Kindheit prägt den Kanadier. Er wird zum scharfsinnigen Beobachter, zum zynischen Geschichtenerzähler. Kein Wunder, dass er auch seine Kindheit in seinen Songs verarbeitet. „Helpless“, „Hilflos“ ist sein Meisterstück zum Thema „schwere Kindheit“. Hilflosigkeit auch in anderen Songs: So entsteht der Song „Ohio“, nachdem die Nationalgarde von Ohio vier Stu-denten erschossen hatten. Die hatten völlig unbewaffnet gegen den Einmarsch der Amerikaner in Kambodscha protestiert. Mit seinen Kollegen Crosby, Stills und Nash setzt Neil Young den Vieren ein musikalisches Denkmal. Aber genau das wird als Anti-Kriegs-Song in Teilen der USA von den Radiostationen aus dem Programm ge-nommen.

Young ist oft unbequem, legt die Finger in die Wunden der Gesellschaft. In weit über 40 Jahren hat er zwar nur eine Nummer eins, Heart of Gold. Aber in diesem Song besingt er seine eigene Suche nach Glück, nach Liebe und nach Sinn im Leben. Ei-ne Menge hat er schon gesehen, singt er. Doch ein Herz aus Gold hat er immer noch nicht gefunden. Dennoch: Die Hoffnung, dieses goldene Herz, dieses übergroße Glück zu finden – die gibt er nicht auf. Und zwischen den Zeilen wird deutlich: Neil Young weiß, dass er dieses Glück nicht sich selbst geben kann. So ein übergroßes Glück bekommt man nur geschenkt – von einem anderen Menschen oder von Gott.