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Thin Lizzy – Whiskey In The Jar

Folgende Geschichte gilt als eine der verrücktesten Storys des Rock: Eine neue Band will eine Single veröffentlichen, hat aber nur einen Song. Schnell bearbeitet sie ein altes Volkslied, und fertig ist der Lückenfüller. Blöde nur, dass die Plattenfirma den „Lückenfüller“ für den besseren Song hält und zur A-Seite macht. Glück im Unglück wiederum, dass daraus ein Superhit wird. Abgespielt haben soll sich diese Geschichte bei der Gruppe Thin Lizzy und ihrem ersten Hit „Whiskey In The Jar“.
Anders eine andere Quelle: Danach hatte die Band für ihre erste LP 15 Songs komponiert – zehn sollten es maximal sein. Auch „Whiskey In The Jar“ stand auf der Streichliste, bis der Produzent sein Veto einlegte.
Welche und ob überhaupt eine dieser Storys wahr ist, ist zweifelhaft. Sicher ist nur, dass der Song in unglaublich vielen Versionen existiert, bei denen sogar der Text immer mal wieder variiert. Aber im Prinzip bleibt die Story dieselbe: Ein irischer Ganove beklaut einen englischen Army-Offizier. Seine Freundin oder Frau schwört ewige Liebe, betrügt ihn aber später… und der Gangster endet im Knast.

Bis ins 17. Jahrhundert haben Experten den Song zurückverfolgt. Ursprünglich war der englische Offizier korrupt, der irische Bandit eine Art Robin Hood. Der bestahl die Landlords und genoss deshalb bei der armen Bevölkerung hohes Ansehen. Im Song allerdings behält der Ganove die Beute für sich selbst – und bekommt seine gerechte Strafe, nicht nur als Mörder. Frei nach dem Motto: Unrecht tut selten gut! Ein Song also über Schuld, einer ohne eine Spur von Vergebung und ohne jedes Happy End. Einer, der in der Volksfrömmigkeit der alten Iren und ihrer Vorstellung von Gerechtigkeit verwurzelt ist. Und d i e muss sein, trotz aller Sympathie für den Banditen. Das Leben ist nun einmal härter als alle schönen Hoffnungen.
Das bekam Lizzys singender Bassist Phil Lynott am eigenen Leib zu spüren. Der Sohn einer Irin und eines Brasilianers versackte in Alkohol und Drogen und verschliss eine Lizzy-Besetzung nach der anderen. Auch Musiker wie Mitch Ure und Gary Moore suchten das Weite. Und Lynott, zeitlebens mit den katholischen Traditionen seines Heimatlandes Irland auf dem Kriegsfuß, katapultierte sich selbst ins Jenseits.
Vor drei Jahren hat die irische Stadt Dublin zu Ehren des Bassisten und Bandgründers Phil Lynott eine Statue aufgestellt. Was darüber hinaus bleibt, ist seine Musik. Auf der LP sogar mit einem doppelt langem Gitarrensolo: Thin Lizzy und „Whiskey In The Jar“.

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