Thin Lizzy – The Boys are back in Town
Das ist schon eine irre Story: Da hat eine Band einen Riesenhit – und dann weigert sie sich, ihn bei ihren Konzerten zu spielen. Gemacht haben das die irischen Rocker von Thin Lizzy. Ihre Version des Traditionals „Whiskey In The Jar“ veröffentlichte die Plattenfirma Decca 1972 nämlich gegen den Willen der Band. Die reagierte mit Boy-kott, sehr zum Leidwesen der Fans. – Ob die Story in dieser Form wirklich stimmt? Gary Moore und Phil Lynnott, die Köpfe von Thin Lizzy, rocken nur noch auf „Wolke sieben“. Befragt werden können sie aus einsichtigen Gründen nicht!
1976 brachte die Band eines ihrer erfolgreichsten Alben heraus: Jailbreak war eine Mischung aus kernigen Rhythmen, starken Stimmen und kraftvollem Rock – auch wenn Gary Moore damals nicht mehr zur Band gehörte. Aber dann verletzte sich sein Ersatz Brian Robertson an der Hand – für eine anstehende Tour alles andere als passend. Und prompt kehrte Gary Moore zur Band zurück. Der Titel „The Boys are back in Town“ allerdings hat mit der Rückkehr Moores nichts zu tun. Und trotzdem geht es in dem Song um Heimkehr, um Erinnerung an gute Zeiten.
„Rate mal, wer heute zurückkehrt? Die Jungs mit dem wilden Blick, die weg waren.
Die haben sich nicht geändert, nicht viel zu sagen. Sie sind wieder in der Stadt.“
Der Rest des Songs klingt fast banal: Zwar hat die Band nicht viel zu sagen. Doch sobald sie auf der Bühne stand, ging die Post ab. Tanz, bis das Blut in den Kopf stieg; selbst die alten Kerle wurden kirre. Denn die Rockstars zogen junge Mädchen an. Mädchen, die auf die Band abfuhren, aber auch mal zulangen konnten, wenn je-mand zudringlich wurde. Und ganz nebenbei die eine oder andere Schlägerei… So zumindest erzählt es „The Boys are back in town“ nahezu beiläufig.
Dabei transportiert der Song eine tiefe Sehnsucht: den Wunsch, die Vergangenheit zurückzuholen. Alles wieder auf Anfang: Die Band soll Faszination versprühen, die Menschen mitreißen… und sie ihre Alltagssorgen vergessen lassen. „The Boys are back in town“ – das klingt wie ein Aufschrei, wie ein Programm, mit dem man dem tristen Alltag entkommen könnte. „Carpe Diem“ forderte vor fast 2000 Jahren der rö-mische Dichter Horaz, nutze den Tag. „Mach etwas Sinnvolles aus deinem Leben“, könnte man heute sagen. „Suche nach Sinn, gib dir selbst eine Aufgabe. Lebe end-lich. Und warte nicht darauf, dass dich irgendwann ein Zufall zum Leben erweckt.“
Hier sind Thin Lizzy und „The Boys are back in Town“.
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