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Thin Lizzy – Jailbreak

Die Harry Street in Dublin ist ein beliebtes Motiv für Fotoshootings. Nicht, weil das Bruxelles Cafe so romantisch wäre – das vielleicht auch. Aber direkt vor diesem Cafe steht die Statue von Phil Lynnot, Bassist und Kopf der Band Thin Lizzy. Überlebensgroß steht Phil dort und erinnert an große musikalische Zeiten. An Bandkollegen wie Eric Bell, Brian Robertson, Snowy White und natürlich der unlängst verstorbene Gary Moore waren ein paar der ständig wechselnden Mitglieder von Thin Lizzy. Und er erinnert an Songs wie The Boys Are Back In Town, das legendäre Whiskey in the Jar, Waiting for an Alibi und natürlich Jailbreak. Darin heißt es:

„Heute Nacht wird es einen Gefängnisausbruch geben irgendwo in der Stadt.
Nun, die Jungs und ich, wir mögen das nicht. Deshalb laufen wir Patrouille.
Gut versteckt schauen wir nach Rechts und Links. Wenn du uns kommen siehst,
ist es das beste, du verschwindest. Hörst du, was ich sage?“

Lebensgefährlich würde es, heißt es im Text. Frauen sollten sich bei ihren Freunden verstecken! Einen tatsächlichen Gefängnisausbruch habe Lynott mit Thin Lizzy besungen, hieß es nach jahrelangem Rätselraten. Immerhin konnte sich die Band gut in das Leben von Inhaftierten hineinversetzen: „Ohne Musik wäre ich wahrscheinlich im Knast gelandet“, meinte Gitarrist Gary Moore einmal lakonisch. Für die „sozial Schwachen“, wie es heute heißen würde, war das Leben auf der Insel nach dem Krieg nicht leicht: Lynotts Mutter wurde als 17jährige von einem dunkelhäutigen Brasilianer schwanger. Weil das Geld nicht reichte, wuchs Phil bei Oma und Opa in Irland auf. Als Phil 15 war, starb der Großvater – seine letzte wirkliche Bezugsperson. In der streng katholischen Gemeinde wurde der vaterlose Junge Opfer von Häme, Spott und rassistischen Anfeindungen. Deshalb handeln so viele Thin Lizzy-Songs von Außenseitern, Verstoßenen, Verzweifelten und Missverstandenen. Denn damit kannte sich Lynott aus. Seine eigene Ehe ging in die Brüche, seine Karriere fand nie dauerhaft in die Spur, die Perspektive war zumeist hoffnungslos. Und dann noch die katholische Erziehung, an der sich der Umhergetriebene ständig rieb, die er aber nie völlig vergaß. Vermutlich steht ganz bewusst in gälischen Worten auf seinem Grabstein: Möge Gott seiner Seele Frieden schenken! Phil Lynott – einer, der zeitlebens aus der Enge der Spießigkeit auszubrechen versuchte: Thin Lizzy und Jailbreak!

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