Pop, Iggy – Lust For Life

Striptease, Drogen, hypnotisierende Hühner – was auf den ersten Blick nach jeder Menge Drogen klingt, ist auf den zweiten Blick… richtig. Allerdings war Iggy Pop damals, als er mit David Bowie an „Lust For Life“ arbeitete, nach eigenen Angaben absolut clean. Die surrealen Drogenbilder des Songs

allerdings signalisieren etwas völlig anderes. So heißt es dort:

„Da kommt Johnny Yen schon wieder mit Alkohol und Drogen.
und einer Fleischmaschine. Der wird noch einen Striptease machen!
Hey, Mann, woher hast du die Lotion?
Ich habe Schmerzen, seit ich das Zeug gekauft habe. Irgendwas über Liebe.
Das ist ja wie hypnotisierende Hühner…“

William S. Burroughs und Irving Stone

Was allerdings nach einem heftigen Trip Pops aussieht, sind vor allem Zitate. Die und selbst die Figur des Johnny Yen fand der Musiker beim Schriftsteller William S. Burroughs und dessen Werk „The Ticket That Exploded“. Tatsächlich waren Pop und Bowie in dieser Phase so clean wie selten in den 1970ern. Aber genau das gab Pop die Kraft, zwar auf der Bühne weiterhin den Heroinabhängigen zu spielen, in Wirklichkeit aber um ein Leben ohne Drogen zu kämpfen. Die Lust des wirklichen Lebens, nicht die Scheinwelt der Drogen wollte Iggy genießen.

Diesen Titel hatte Iggy Pop… ebenfalls gefunden. 1934 hatte der Schriftsteller Irving Stone eine Art biographischen Roman über den niederländischen Maler Vincent van Gogh veröffentlicht. Als dieses Buch 1956 verfilmt wurde, erhielt der Film den programmatischen Titel „Lust for Life“ – auch bei Iggy Pop später wohl ein „programmatischer Songtitel“.

Starsky & Hutch und AFN

Und wo wir schon einmal bei den Quellen für diesen Song sind: Dass der Song so überaus eingängig wurde, haben Bowie und Pop dem US-amerikanischen Soldatensender AFN zu verdanken. Weil die beiden

nämlich seinerzeit die wöchentliche Serie „Starsky & Hutch“ bei AFN verfolgten, bekamen sie auch mit, wie AFN rund um seine Nachrichtensendung eine Art Morsezeichen sendete: „beep-beep-beep, beep-beep-ba-beep“, wie Iggy nachahmte. Ein Rhythmus, der die beiden Musiker elektrisierte. Bowie schnappte sich die Ukulele, bastelte darauf an einer Melodie, Pop improvisierte anschließend zur Melodie auf La-la-la, schrieb später den konkreten Text. Alles viel zu clean, um an eine Drogenphase zu glauben. So etwas wie eine „Überlebensbotschaft an die Massen“, wie das Musikmagazin „Rolling Stone“ in einer Rezension meinte.

Vielleicht kann der Musiker in dieser Hinsicht sogar ein Vorbild sein: sich von einer Welt des schönen Scheins zu verabschieden, nach dem zu suchen, was das Leben wirklich ausmacht – das kann eine Lebensaufgabe sein. Und der Kampf, überhaupt erst einmal zu erkennen, von welchen Dingen man abhängig ist, erst recht. Am Ende dieses Kampfes steht die Belohnung: eine Art neues Leben in vollen Zügen genießen zu können. So wie Iggy Pop in „Lust For Life“.