Dylan, Bob – Hurricane
Als Bob Dylan Ende 1975 mit einer Art musikalischem Wanderzirkus, der Rolling Thunder Revue, die Bühne des Madison Square Gardens betrat, begleiteten ihn nicht nur seine Musikerkollegen. Mit dabei waren auch die schwarze Sängerin Roberta Flack und der ebenfalls schwarze Boxer Muhammed Ali. Die 14.000 anwesenden Rockfans wussten, warum: Dieses Konzert war eine Benefizveranstaltung für den Boxer Rubin Carter.
Der war 1966 für verurteilt worden. Mit einem Freund sollte er drei Weiße umgebracht haben. Carters Pech: Er selbst war schwarz, die Jury bestand ausschließlich aus Weißen. Und daher kommentierte er selbst:
„Ich bin nicht im Gefängnis, weil ich einen Mord begangen haben soll. Ich bin unter anderem deswegen im Gefängnis, weil ich ein Schwarzer in Amerika bin, wo die herrschenden Kräfte einem Schwarzen nur gestatten, Entertainer oder Verbrecher zu sein.“
Carters weiteres Pech: Er war Mitglied einer Bürgerrechtsbewegung, die sich für die Gleichberechtigung der schwarzen Bevölkerung einsetzte. Das Wort vom Justizskandal machte die Runde, angeheizt durch einen Song von Bob Dylan. Der setzte sich musikalisch für die Wiederaufnahme des Verfahrens ein. Und weil Boxer Carter den Spitznamen „Hurricane“ trug, nannte auch Dylan seinen Song „Hurricane“.
Die komplette Geschichte erzählt Dylan in diesem Song, natürlich lyrisch eingefärbt, vor allem aber parteiisch, zugunsten des verurteilten Boxers: wie es drei Tote gibt, wie der ahnungslose Carter von Polizisten gestellt und schließlich von einer Jury verurteilt wird, die endlich ihren Sündenbock gefunden hat. Mag sein, dass sich Dylan bei seinem Song vom biblischen Gebot zur Wahrheitsliebe leiten ließ – denn knappe drei Jahre später outete sich der Musiker als wiedergeborener Christ. Letztlich aber egal, ob aus christlicher Nächstenliebe oder ob aus einem Akt von Humanität – Dylan nutzte seine Stimme als Musiker, um sich für einen Mitmenschen einzusetzen. Und als Rubin „Hurricane“ Carter 1985, nach 18 Jahren, endlich aus dem Gefängnis entlassen wurde, hatte Dylans Song „Hurricane“ einen wesentlichen Anteil daran.
Wenn Sie diese Story hautnah nachempfinden wollen: Denzel Washington brilliert im preisgekrönten Films „Hurricane“ in der Hauptrolle des verurteilten Boxers. Aber für Gänsehautfeeling pur sorgt auch schon Bob Dylan und „Hurricane“.
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