Cocker, Joe – Ring Them Bells
70 Jahre wurde er im letzten Mai – der berühmteste Gasinstallateur, den die englische Stadt Sheffield je hervorgebracht hat: Joe Cocker. Im Alter von 15 Jahren begann er seine musikalische Karriere, nannte sich kurzzeitig Vance Arnold und hatte seinen ersten zählbaren Erfolg rund um seinen 24. Geburtstag. Da kletterte nämlich „Marjorine“ in die englischen Singlecharts. Auf dem bescheidenen Platz 48 war Schluss. Als Cocker dann nur wenige Monate später mit dem Beatles-Cover „With A Little Help From My Friends“ Platz eins im UK erreichte, kannte ihn jeder. Weitere Monate später wurde er zur Legende: Als er beim Woodstock-Festival eben genau jenen Song intonierte – immer in Sichtweite zur Whiskeyflasche, torkelnd, wankend, aber unglaublich ausdrucksvoll. – In den letzten zwei Jahrzehnten wechselte Cocker vom Rock- und Blues zum Mainstream, nahm immer wieder Coverversionen auf. Viele weichgespült, aber auch einige mit intensiven Texten. Einer davon: „Ring Them Bells“, im Original von Bob Dylan.
„Läutet die Glocken, ihr Heiden, von der Stadt, die träumt, von den Heiligtümern,
quer über alle Felder und Ströme, egal wie tief und weit sie sind.
Die Welt ist auf ihrer Seite. Und die Zeit läuft rückwärts wie die Braut.
Läutet die Glocken im Petersdom, lasst sie in alle Himmelsrichtungen erschallen,
mit eiserner Hand, so dass die Menschen wissen werden: Jetzt ist es Zeit.
Läutet die Glocken, damit die Welt weiß, dass es einen einzigen Gott gibt.“
Ein frommer Text, der schon bei Bob Dylan Raum für Spekulationen bot. Dass es sich bei der Braut um die Kirche
handelte, wollten eifrige Analytiker herauslesen. Die Kirche, die davor warnt, sein Leben ohne Gott auszurichten. Wenn Gott wiederkehrt, läuft die Zeit quasi rückwärts: Dann wird jeder mit den Dingen konfrontiert, die er gut und die er falsch gemacht hat. Ein letztes Gegenüberstellen wie bei einem endgültigen Gericht.
Wie auch immer: Der Song ist voll von religiösen Anspielungen. Letztlich aber ist er auch ein Glaubensbekenntnis: Denn er spricht von der Beziehung Gottes zu den Menschen, fragt nach seiner Liebe und danach, was Menschen dafür tun können, um auch nach dem Tod ein Leben in der Nähe Gottes zu führen – im Himmel, wie man umgangssprachlich so sagt. – Kurz vor Weihnachten starb Joe Cocker. Jetzt sitzt er wohl irgendwo auf Wolke sieben und kann beurteilen, ob das, was er schon 2007 aufnahm, Wirklichkeit ist. Joe Cocker und „Ring Them Bells“!
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