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Bowie, David – Life On Mars?

Als Frank Sinatra mit „My Way“ einen Riesenhit landet, ist David Bowie sauer. Denn eigentlich sollte er zum französischen Chanson „Comme d’habitude“ eine englische Fassung schreiben. Was Bowie auch tut – für eine Platte, die dann nie erscheint. Denn Paul Anka ist schneller, kauft die Rechte an der französischen Vorlage und macht daraus „My Way“. Der Song, mit dem Frank Sinatra

sich unsterblich macht. Angefressen parodiert Bowie „My Way“ inhaltlich und bei der Verwendung der Akkorde. Und um die Geschichte hinter dem Song anzudeuten, vermerkt Bowie süffisant in den Liner notes: „Inspired by Frankie!“ Bei Bowie wird daraus „Life On Mars?“

Mit dem roten Planten hat Bowies Song allerdings nur wenig zu tun. Im Song geht es um eine junge Frau, die sich in Filme, in eine Scheinwelt flüchtet. Denn von der Realität ist sie bitter enttäuscht. Bowie singt:

„Ihre Mutter brüllt ‚Nein‘, ihr Vater sagt, sie solle verschwinden.
Ihr Freund ist nirgends zu sehen.
Jetzt geht sie durch einen versunkenen Traum.
Oh Mann, sieh dir diese Höhlenmenschen an.
Und den Gesetzeshüter, der den falschen Mann verprügelt.
Ob der das wohl jemals kapiert?“

Der Gegensatz zu „My Way“ könnte größer nicht sein. Während Frank Sinatra in „My Way“ davon schwärmt, wie er sein Leben gemeistert hat, indem er genau wusste, was zu tun ist, zeigt Bowies „Life On Mars?“ das genaue Gegenteil: Bowie reiht Szenen und Ereignisse aneinander – das macht den Inhalt schwer verständlich. Alles Absicht! Denn dieses Durcheinander spiegelt das Gefühlskarussell der jungen Frau wider: Ihr Leben ist eben genauso ein Durcheinander. Sie lebt ein Leben ohne Struktur, ohne Ziel, ohne Sinn. Und genau das wird zum Thema des Songs: Es muss einfach MEHR geben als diesen sinnlosen Alltag. Nur: Wo finde ich diesen Sinn, dieses MEHR im Leben?

Die Suche nach Sinn im Leben

Letztlich sind es die großen Fragen der Menschheit, die Bowie in diesem Song aufblitzen lässt. Aufblitzen! So wie man manchmal für einen Moment eine vage Ahnung dafür hat, dass es etwas Größeres gibt als das eigene Sein, etwas, das eben den Sinn, die Antworten liefert auf die Fragen „Woher?“, „Wohin?“ und „Warum?“. Was soll das ganze Leben eigentlich? Wer hat sich dabei etwas gedacht? Oder ist alles nur Zufall? Ohne Struktur, ohne Absicht. Und damit

ohne Sinn? Manchmal blitzen diese Fragen für einen Moment auf. Aber meistens sind sie so schnell wieder verschwunden, wie sie gekommen sind. Vielleicht, weil sie einfach so groß, so überwältigend sind, dass wir die Antworten auf diese Fragen mit unserem Verstand nicht erfassen könnten. Da fällt es viel leichter, gar nicht weiterzusuchen. Das Aufblitzen der Fragen beiseite zu schieben. Und sich auf etwas zu konzentrieren, was eben leichter zu greifen ist.

Für fromme Menschen ist die Antwort klar: Leben wird erst sinnvoll, wenn man Gott einbezieht. Wer glaubt, hat Vorgaben, Spielregeln, innerhalb derer er sich bewegt, innerhalb derer er lebt. Oder zumindest leben sollte. So leben, wie Gott das vorschlägt – und zwar nicht, damit der sich prima fühlt, sondern damit wir Menschen gut miteinander klarkommen. So zu leben, gibt dem Leben eine Struktur. Und verwandelt das große Durcheinander, das das Leben manchmal erzeugt, in etwas Sinnvolles.

Antworten

Wo aber lässt sich dieses Etwas finden, dass dem Leben Sinn gibt? Auf einem anderen Planeten? Oder vielleicht doch in einer ganz anderen Dimension des Lebens? Mit „Life on Mars?“ gibt Bowie keine Antwort auf die Frage, wo (oder wie?) ein sinnerfülltes Leben zu erlangen ist. Ihm reicht es, die Frage überhaupt zu stellen. Beantworten soll sie der Hörer sich selbst. Ob es ein Leben mit Sinn wohl auf dem Mars gibt? Vielleicht! Vielleicht aber auch ganz woanders. Sich die Frage nach dem Sinn in seinem Leben überhaupt zu stellen, ist ein erster Schritt dazu, eine Antwort zu finden. David Bowie: „Life On Mars?“

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