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Bon Jovi – Army Of One

Als Bon Jovi vor zehn Jahren ihr 12. Studioalbum veröffentlichten, löste der Song „Army Of One“ bei den Hörern anfangs ein gewisses Rätselraten aus. „What About Now“, so der Albumtitel. Und „Was denn jetzt“ fragten sich auch viele Hörer. Denn auf den ersten Blick

Verherrlichung von Söldnern?

widersprach der Song allem, was die Band aus New Jersey bislang von sich gegeben hatte.

„Ich stehe mitten in dieser Welt. Spaß habe ich keinen, stehe für das Harte.
Ich bin eine Ein-Mann-Armee! Also: Wirb mich an. Ich bin ein Soldat.“

Und weiter heißt es:

„Sie kämpfen gleichermaßen für alle Leben.
Und sie versuchen, heute Nacht nach Hause zu kommen.“

Auch heute, gerade angesichts des Krieges im Osten Europas, könnte man den Song schnell missverstehen. Das Bild vom knochenharten Söldner, einem Soldaten also, der für jeden kämpft, der bezahlt?

Herz für Veteranen

Tatsächlich hat Jon Bon Jovi ein Herz für Soldaten, genauer: für Veteranen. Ehemalige Soldaten, die nach ihrem Abschied vom Militärdienst oftmals an posttraumatischen Belastungsstörungen leiden, die viel zu oft nicht mehr an ihren früheren Arbeitsplatz zurückkehren können, die oft nicht einmal ein vernünftiges Dach über dem Kopf haben. Ehemalige Soldaten bekommen besonders in den USA oftmals nicht die Unterstützung, die sie brauchen, um wieder ein geregeltes Leben führen zu können. Hier zeigt sich Jon Bon Jovi als Philanthrop: So unterstützte vor geraumer Zeit die vom Musiker gegründete Jon Bon Jovi Soul Foundation Bovi den Bau von Wohnungen für obdachlose US-Veteranen mit einer halben Million Dollar. Und „Unbroken“, ein vor drei Jahren veröffentlichter Song der Band, wendet sich ausdrücklich mit einer wertschätzenden Botschaft an ehemalige Soldaten.

Soundtrack beim Discovery Channel

Mit all dem hat „Army Of One“ jedoch nichts zu tun. Kurz nach Veröffentlichung des Songs kündigte der „Discovery Channel“ an, die Single als Titelsong für die damals neue Nature Serie „North America“ zu verwenden. Man wolle so den Zusammenprall des Lebens mit einer feindseligen, ungezähmten Wildnis, nämlich der tödlichen Umwelt auf der Erde, unterstreichen.

Zwei Zeilen des Songtextes reichen jedoch aus, um den Blick in eine weitere, gänzlich andere Richtung zu lenken. Im Song heißt es:

„Ich habe eine Stimme, das ist alles, was ich brauche.
Und ein Herz, das in mir schlägt. Diese Augen kennen keine Täuschung.“

Keine anderen Waffen als Worte

Etliche Songs von Bon Jovi können religiös gedeutet werden. Das gilt auch für „Army Of One“: Für Christen ist Jesus derjenige, der keine anderen Waffen hatte als seine Worte. Die mögen zwar gegen die Herrscher seiner Zeit zu schwach gewesen sein, um tatsächlich Veränderungen in Politik und Gesellschaft herbeizuführen. Aber sie reichten aus, um seit 2000 Jahren Milliarden von Menschen in seinen Bann zu ziehen. Waren gewaltig genug, um vielen Menschen als Wegweiser für ihr Leben zu dienen.

Den Underdogs eine Stimme geben

Sich für die starkmachen, die ansonsten auf der Strecke bleiben, seine Stimme für die erheben, die ansonsten keine Stimme haben – das Christentum fasst diese Lebenshaltung unter dem Stichwort „aktive Nächstenliebe“ zusammen. In diesem Sinne darf und soll ein Christ sogar zum „soldier in the army of the Lord“ werden, wie es in Songs christlicher Metalgruppen immer wieder heißt.

Mit „Army Of One“ geben Bon Jovi auch eine Antwort auf den Albumtitel „What About Now“: Mache auf Unrecht aufmerksam, setze dich gegen Unrecht ein. Nutze deine Fähigkeiten. Im Sinne von Bon Jovi bist du dann so etwas wie eine Ein-Mann-Armee. Um diese Welt am besten jeden Tag ein kleines bisschen lebenswerter zu machen, kommt es auf jeden einzelnen an.
Bon Jovi und „Army Of One“.

Der bei Classic Rock Radio gesendete Beitrag ist eine Kurzfassung dieses Textes.

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