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Cher aka Cherilyn Sarkisian

Ob manch ein Künstler unter seinem Geburtsnamen ähnlich bekannt geworden wäre wie unter seinem Pseudonym? Wer weiß. Beispiel:

Cher aka Cherilyn Sarkisian

Jetzt mal ehrlich: Wie alt ist diese Frau? In der Geburtsurkunde von Cherilyn Sarkisian steht 20. Mai 1946 – das war heute vor genau 75 Jahren. Demnach würde Cher – denn unter diesem Namen kennt man sie seit sechs (!) Jahrzehnten – sagenhafte 75 Jahre alt. Fehler? Nein, ist es nicht. Und bevor wir lästern: herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag. Wenn man ihn uns als 50. Geburtstag der Sängerin verkaufen würde – wir würden das glatt akzeptieren.

„Körperliche Selbstoptimierung“

Wobei jetzt natürlich die Lästermäuler zu Wort kämen: Die würden davon sprechen, dass ja auch nur Teile von Cher 75 Jahre alt sind. Und bei vielen anderen Teilen ihres Körpers könnte die Geschichte mit den 50 Jahren durchaus hinkommen. Über dreißigmal soll Cher auf dem Operationstisch gewesen sein. Glatte Beine, glatter Hals, straffer Bauch, Lippen aufgespritzt und wie Nase und Kinn wohl zumindest irgendwann zwischendurch mal neu modelliert. Große Brüste – ja klar. Eine halbe Million von diesen kleinen Greenbacks mit dem Spruch „In God We Trust“ soll sie dafür im Laufe ihres Lebens ausgegeben haben. Auch eine Form von Selbstverwirklichung. „Wenn ich mir Brüste auf den Rücken modellieren lasse, ist das einzig und allein meine Sache“, soll sie einmal in Richtung der ewigen Lästerer gesagt haben. Und da Cher heute Geburtstag hat, sind wir natürlich so höflich und lästern nicht, sondern sparen diesen Abschnitt in Chers Leben einfach aus. Kein Wort darüber, dass die straffe Haut manchmal doch ganz schön unnatürlich im Gesicht spannt…

Goddess of Pop

Lange vor Madonna, Lady Gaga und Co. war Cher eine Stilikone. Ihr haftet der Ruf an, sich als erste Frau im Popbusiness immer neu zu erfinden. Erst seit Cher emanzipiert und selbstbewusst auftritt, sprechen vermeintliche Experten von weiblicher Eigenständigkeit in der Popmusik. Na gut, die müssen es wissen. Uns reicht, dass sie schon früh den Beinamen „Goddess of Pop“ erhielt. Und wie eine Göttin sah sie ja auch manchmal aus. Oder zumindest wie eine Madonna. Also nicht die! Die andere, die echte. So, wie Maria als Gottesmutter seit dem Mittelalter immer wieder dargestellt wird. 2019 hatte Cher ein entsprechendes Kostüm. Mit Strahlenkranz, lang wallender Echthaarperücke und einen Mantel, wie man ihn eben von der

Mutter Jesu von vielen Gemälden kennt. Schon 1999 erhielt sie den Fashion Oscar – Höchstpreis für ihren Einfluss auf die Modewelt. Und damit wir das Thema Preise an dieser Stelle abfrühstücken können: sieben Emmys, ein Grammy, drei Golden Globe-Nominierungen und ein Gewinn dieser Trophäe, über 200 Millionen verkaufte Tonträger in ihrer Solokarriere, dazu rund 80 Millionen für ihre musikalischen Erfolge mit ihrem damaligen Ehemann Sonny Bono unter dem Namen „Sonny & Cher“. Können Sie mitsingen? „I Got You Babe…“ ach, schön war das. 1965 muss das gewesen sein. „Believe“ brachte der Sängerin ein fulminantes Comeback. 1998 war das. Ihr bislang letzter Hit „SOS“ stammt von 2018. Damit erreichen wir fast schon die Dimensionen des großen Einmaleins. Und bevor Sie nachrechnen müssen: 56 Jahre Showbusiness, verteilt auf sechs Jahrzehnte. Okay, Cliff Richard fing schon 1959 an. Genauso wie Peter Kraus. Aber das tut doch nun dem Erfolg von Cher wirklich keinen Abbruch. Wobei man hier zur Ehrenrettung sagen könnte: Die beiden waren ja auch nicht mit Sonny Bono verheiratet.

Sonny & Cher: Traumpaar der Nation – nur vor der Kamera

Cher selbst bezeichnete ihren Ehemann Sonny als schlechten Ehemann, der sie ausgenutzt und vielfach verletzt habe. Eine sehr dezente Umschreibung dafür, dass Sonny Bono seine Frau jenseits der Scheinwerfer wohl etliche Male gewaltig verdroschen hat. Details sparen wir uns bis auf eine Ausnahme: Als die Ehe des „Pärchens der Nation“ 1974 geschieden werden sollte, wurde erst einmal klar, dass Sonny rund 95 Prozent der gemeinsamen Firma gehörten. Die restlichen Prozentchen gehörten nicht etwa Cher, sondern Sonnys Anwalt. Der Höhepunkt der ganzen Angelegenheit war erreicht, als Sonny Cher auf 24 Millionen US-Dollar Schadensersatz verklagte, da der ihm angeblich durch das Ende der gemeinsamen Karriere entstanden war. Ach ja, Chers damaligen Liebhaber David Geffen verklagte Bono auch noch schnell auf ein paar Milliönchen. Wenn man einmal dabei ist… Das Gericht lehnte die Klagen übrigens ab, sprach Cher stattdessen eine Entschädigung zu und unterband Sonnys Zugriff auf Chers Vermögen. Na bitte. Geht doch!

Chastity, Elijah Blue Allman und Gregg Allman

Cher heiratete übrigens nur vier Tage nach ihrer Scheidung Gregg Allman von den Allman Brothers, bekam eine eigene einmonatige Show in Las Vegas und startete eine Konzerttournee. Die ersten 1 ½ Millionen US-Dollar waren damit im Kasten. Übrigens, 1976 startete Cher so quasi zwischendurch noch eine neue Karriere als Mutter. Das Objekt ihrer mütterlichen Bemühungen heißt Elijah Blue, ist heute Sänger und Gitarrist. Wie erfolgreich die mütterlichen Bemühungen waren, ist unklar. Klar ist jedoch, dass der Sohnemann seine Mutter zu seiner Hochzeit nicht einlud. Zuvor hatte Cher die Verlobung von Elijah Blue angeblich einfach ignoriert. Hinterher lud sie ihn und seine deutschstämmige Frau nicht zu Weihnachten ein, wie die Klatschblätter vermeldeten. Und das, obwohl der Sohnemann doch so ein Weihnachtstyp sei. Hmmm…
Auch aus der Ehe mit Sonny Bono wurde übrigens 1969 ein Kind geboren: die Tochter Chastity, die seit 2010 als Transmann unter dem Namen Chaz Bono lebt. Chers unterstützte ihre Tochter respektive Sohn in ihrer / seiner Entscheidung. Dass schwierigste sei gewesen, nicht mehr sie, sondern er zu ihr zu sagen. Also natürlich zu ihm. Wir merken gerade selbst, wie schwierig das tatsächlich ist…

Ernstzunehmende Schauspielerin

Zwischen 1965 und 1982 stand Cher einige Male als Musikerin vor der Kamera. DVDs gibt es davon genug. 1982 startete sie eine neue Karriere, und zwar als Schauspielerin. Obwohl sie gern schon vorher geschauspielert hätte und eine ganze Reihe prominenter Freunde in Hollywood lebten, hatte ihr niemand diesen Schritt wirklich zugetraut. Bis auf Regisseur Robert Altman, von Cher später als „alternder Rebell wie sie selbst“ bezeichnet. Der verpflichtete Cher für sein erstes Stück am Broadway mit dem Titel „Come Back to the 5 and Dime, Jimmy Dean, Jimmy Dean“. Eine Gage bekam Cher für ihr Engagement nicht, legte sogar nach eigenen Angaben noch knapp 70.000 US-Dollar drauf. Schließlich musste ihre Familie ja mit nach New York umziehen… in ein standesgemäßes Hotel. Das läppert sich.

Machte aber nichts. Denn das Engagement durch Altman entpuppte sich als Türöffner. „Silkwood“ (1983, an der Seite von Meryl Streep), „Die Maske“ (1985), „The Ugly Duckling“ (1987, eine Animationsverfilmung des Märchens „Das hässliche Entlein“ von Hans-Christian Andersen), „Die Hexen von Eastwick“ (1987, mit Michelle Pfeiffer und Jack Nicholson), „Suspect“ (deutsch: Suspect – Unter Verdacht, 1987), „Moonstruck“ (deutsch: Mondsüchtig, 1987) und „Mermaids“ (deutsch: Meerjungfrauen küssen besser, 1990, mit Winona Ryder), um nur die wichtigsten von Chers ersten Filmen zu nennen. Und keine Angst: Es gibt noch ein paar mehr…

Vom ersten Comeback bis ABBA

Erst 1987 kümmerte sich Cher um ein Comeback im Musikbusiness – überaus erfolgreich: Der Titel „If I Could Turn Back Time“ wurde 1989 zu einem Welthit. Aufsehenerregend das dazugehörige Video: Es zeigt Cher (wieder einmal) äußerst spärlich bekleidet auf dem Deck eines US-Schlachtschiffes. MTV verbannte den Clip sofort unter Deck, sprich: ins Abendprogramm.

2002 kündigte Cher an, sich von der Bühne zu verabschieden. Das tat sie dann auch – mit einer Abschiedstournee von 325 Konzerten, rund drei Millionen Besuchern und einer Dauer von rund drei Jahren. Aber Cher wäre nicht Cher, wenn das schon alles gewesen wäre. Immer wieder trat sie zu einzelnen Konzerten auf. Und weil sie im ABBA-Filmmusical „Mamma Mia! Here We Go Again“ souverän eine knackige Großmutter spielte und ABBA-Songs sang, veröffentlichte Cher 2018 gleich ein ganzes Album mit „ABBA-Songs“. Titel: „Dancing Queen“. Passend zur Veröffentlichung des Albums ging Cher natürlich wieder auf Tournee, spielte im Herbst 2019 auch fünf Konzerte in Deutschland. Gestoppt wurde die Tour durch… Na, Sie ahnen es. Genau: durch Corona.

Schmutziger Job

Auf ihre zumeist – um noch einmal dieses Wort zu verwenden – „spärliche Bekleidung“ angesprochen, meinte Cher vor ein paar Jahren: Von einem bestimmten Zeitpunkt an sei ihr nichts mehr peinlich gewesen. Und ergänzte sinngemäß: Cher zu sein ist manchmal ein schmutziger Job. Aber irgendjemand müsse ihn ja tun.

Ja, das haben wir begriffen. Wenn es niemand täte – irgendetwas würde uns fehlen. Und so hoffen wir auf ein Ende der Corona-Pandemie und freuen uns schon über das erste neue Lebenszeichen von Cherilyn Sarkisian. Eric Roth, der Mann also, der das Skript zu „Forrest Gump“ geschrieben hat, habe als Drehbuchautor für ein Biopic über das Leben der bekennenden Buddhistin zugesagt. Und das ist dann hoffentlich noch lange nicht alles. Schließlich wollen wir zum 80., 90. und 100. Geburtstag von Cher noch etwas Neues zu schreiben haben.

Nachtrag: Pariser Friedhof Pere Lachaise

Auch wenn Cher noch eine ganze Reihe von Jahren gegönnt sein mögen – warum sie bereits rund um ihren 50. Geburtstag einen „letzten Ruheplatz“ auf dem Pariser Friedhof Pere Lachaise gekauft hat, bleibt ihr Geheimnis. Ob sie einfach in der Nähe von Berühmtheiten wie dem Pantomimen Marcel Marceau, Autoren, Schriftstellern und Philosophen wie Oscar Wilde, Marcel Proust, Honoré de Balzac, Jean-Baptiste Poquelin alias Molière, Maler Eugène Delacroix oder Komponist Frédéric Chopin bestattet sein möchte? Cher wäre nicht Cher, würde sie nicht eher an Jim Morrison denken. Oder gar an den Journalisten Yvan Salmon, der unter dem Namen Victor Noir arbeitete und 1870 ermordet wurde. An dessen Grabmal arbeitete der Bildhauer Jules Dalou eine deutlich sichtbare Schwellung im Lendenbereich heraus. Ein Symbol der Fruchtbarkeit und der sexuellen Aktivität. Eine Stelle, an der Friedhofsbesucher deutliche Abnutzungsspuren hinterlassen haben. Schließlich ist einem irgendwann nichts mehr peinlich…

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