Mehr Rechte für Arbeitnehmer: 60 Jahre Lehrschreiben „Mater et Magistra“ (15. Juli)
Geboren wurde er an einem 25. November, gestorben ist er an einem 3. Juni – um heute, am 15. Juli, an Papst Johannes XXIII. zu erinnern, braucht es einen anderen Grund. Aber den gibt es: Am 15. Juli im Jahr 1961 veröffentlichte der Papst sein Lehrschreiben „Mater et Magistra“, „Mutter und Lehrerin“, in lateinischer Sprache. Bevor wir uns über das Datum streiten: Ja,
es gab bereits frühere Veröffentlichungen. Von einer Veröffentlichung in italienischer Sprache stammt auch die, die ins Deutsche gemacht wurde. Traditionell aber veröffentlicht der Vatikan weder in italienischer, noch in irgendeiner anderen Sprache, sondern in Latein. Weil zudem die deutsche, von der italienischen abgeleitete Fassung nicht in allen Teilen vollständig das traf, was der Vatikan gemeint hatte, ist die erste deutsche Fassung nicht unbedingt hilfreich.
Lehrschreiben zum Thema Eigentum
Wie auch immer: Päpstliche Lehrschreiben, sogenannte Enzykliken, sind nichts Ungewöhnliches. Diese hier aber war dann doch etwas Besonders. Nicht nur wegen seiner ungewöhnlichen Veröffentlichungsgeschichte, sondern vor allem wegen seines Inhalts: Denn Johannes XXIII. veröffentlichte ein Lehrschreiben, das sich mit dem Eigentum befasste. Für den Papst ein Ding der Unmöglichkeit: Dass sich in vielen Ländern der Welt auf der einen Seite Superreiche hemmungslos im Luxus aalen, während auf der anderen Seite die Masse der Bevölkerung in furchtbarer Armut leben muss. Dabei war der Papst nicht gegen Privateigentum, im Gegenteil. Ihm ging es vor allem um eine gerechtere Verteilung. Und deshalb warf er auch einen Blick auf die Betriebe: Dort dürfe es keine ungerechten Löhne geben, forderte er. Natürlich müsse es genügend Arbeitsplätze geben, dazu Mitbestimmung der Arbeiter in ihren Betrieben und Vermögensbeteiligung.
60 Jahre ist das nun her. Die Gedanken von Papst Johannes XXIII. finden sich wieder im Handeln des aktuellen Papstes Franziskus. Sie sind längst Bestandteil von Beschlüssen der Europäischen Gemeinschaft, sollten längst in allen Ländern der Welt gelten.
Egoismus vs. sozialer Verantwortung
Dass es immer noch Menschen gibt, die von ihrem Vermögen nichts abgeben, mehr zusammenkratzen, als sie jemals ausgeben können, während andere Menschen
verhungern, ist schlimm und ungerecht. Deshalb ist jeder Mensch aufgefordert, auf Ungerechtigkeiten aufmerksam zu machen, sie beim Namen zu nennen und sie am besten selbst zu ändern. Vielleicht gelingt es auf diese Weise, die Inhalte des 60 Jahre alten Schreibens von Johannes XXIII. noch stärker ins Bewusstsein zu rücken.Rost und Motten
So ganz nebenbei gilt immer noch, dass das letzte Hemd keine Taschen hat. Und dass die Schätze, die von Rost und Motten (Mt 6,19) zerstört werden, nichts sind im Vergleich zu den Schätzen, die es erlauben, ins Himmelreich einzuziehen. An ein wie auch immer geartetes Leben „im Himmelreich“ muss man nicht glauben. Dass verantwortliches Handeln für andere ehrenhafter ist als egoistisch nur an sich zu denken, ist zum Glück keine Glaubensfrage, sondern eine Frage der Beurteilung durch die Geschichte. Oder wie Papst Johannes XIII. an anderer Stelle gesagt hat: „Nimm dich nicht so wichtig!“ Was eben auch heißt: Nicht um dich geht es. Sondern um andere. Auch eine Art, die soziale Verantwortung in unserer Gesellschaft zu beschrieben.
Momentaufnahmen, kurze Episoden in den Medien, flüchtige Eindrücke – und alles rauscht einfach vorbei? „Auch das noch“ zeigt die Skripte (leicht überarbeiteter) Rundfunkbeiträge aus dem öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunk. Manche wurden sogar speziell für Heaven On Air geschrieben. Frei nach dem Motto: einfach mal einen Moment innehalten.
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