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Heiliger Florian und Valeria (4. Mai)

„Heiliger Sankt Florian,
verschon mein Haus, zünd‘ and‘re an!“

Dieser Satz beschreibt auf eindringliche Weise das sogenannte Sankt-Florian-Prinzip. Kurzfassung: Probleme werden nicht gelöst, sondern auf andere verschoben. Oder wie unsere englischen Freunde sagen:
„Not in my backyard!“ Bitte schön, gern anderswo, aber nicht bei mir zu Hause.
Woher der Satz mit dem Anzünden anderer Leute Häuser stammt, ist nicht wirklich geklärt. Klar ist, dass er „doppelt gemoppelt“ ist. Denn Heiliger und Sankt bedeuten dasselbe. Einmal auf Deutsch, einmal in Latein. Aber immerhin kommen wir auf diese Weise in jeder Zeile auf sechs Silben. Was schon einmal eine Menge Harmonie transportiert…

Schutzpatron der Feuerwehr

Ob der Spruch von einer Votivtafel stammt oder aus einem Spottlied – in jedem Fall ist er ironisch gemeint. Dabei hat der Namensgeber mit Ironie herzlich wenig zu tun. Meistens wird er mit Helm und Harnisch dargestellt, vor allem aber tatkräftig mit einem Eimer, aus dem er Wasser über brennende Häuser ausschüttet, also: Brände löscht. In kirchlichen Kreisen gilt der heilige Florian als Schutzpatron der Feuerwehrleute. Weshalb man seine Statue oftmals in der Nähe, sein Bild vielfach an der Fassade von Gebäuden der Freiwilligen Feuerwehren findet. Bei den Berufsfeuerwehren ist Florian mittlerweile von vielen Fassaden verschwunden – auch eine Form der Versachlichung, eine Form, das Religiöse aus unserer nüchternen Lebenswirklichkeit zurückzudrängen. Wenngleich: 1975 kommt ein Hamburger Branddirektor auf die Idee, „Florian“ zum einheitlichen Feuerwehr-Funkrufnamen in Deutschland zu machen. Insofern kennt jeder der knapp 1 ½ Millionen Feuerwehrmänner und Feuerwehrfrauen den heiligen Florian – zumindest dem Namen nach.

Historisches

Heute, am 4. Mai, feiert die katholische Kirche den Namenstag des Heiligen. Vermutlich handelt es sich um einen ehemaligen römischen Offizier,

der – Achtung, jetzt kommt‘s! – einer Einheit zur Bekämpfung von Feuern vorgestanden haben soll. „Feuerwehrhauptmann“ wäre wohl die aktuelle, wenn auch der römischen Nomenklatur wenig entsprechende Bezeichnung.

Dieser Florian war Christ geworden, in der Zeit des frühen 4. Jahrhunderts lebensgefährlich: Denn unter Kaiser Diocletian findet eine ausgeprägte Christenverfolgung statt, auch in Oberösterreich, wo Florian lebt. Als der erfährt, dass 40 Christen festgesetzt und gefoltert werden, will ihnen der Pensionär beistehen. Das Vertrauen darauf, dass ihn seine frühere Offizierskarriere vor einem Zugriff der Militärs schützt, erweist sich als verhängnisvoller Trugschluss. Auch Florian wird festgesetzt, weigert sich, seinem Glauben abzuschwören, wird gefoltert – unter anderem sollen ihm die Schultern gebrochen worden sein – und zum Tod verurteilt. Denn Christ zu sein, nur den christlichen Gott als Autorität anzuerkennen und „dem Kaiser NICHT zu geben, was des Kaisers ist“, ist in dieser Zeit ein Staatsverbrechen!

Die Legende

Ursprünglich soll Florian wohl verbrannt werden. Da er aber doppeldeutig behauptet, über die Flammen des Scheiterhaufens zu Gott emporzusteigen, entscheidet man kurzerhand auf „Tod durch Ertränken“. Also wird Florian fachgerecht verschnürt und mit Gewichten beschwert. Wer weiß, am Ende kann der Kerl ja sogar schwimmen – trotz der gebrochenen Schultern! Ist das schon Legende oder historisch: Florian darf vor seinem Tod erst einmal beten. Weil er dabei aber kein Ende findet, stößt ihn ein wütender Soldat ins Wasser, genauer: in die Enns. Prompt bekommt der ungeduldige Soldat den Auftrag, am Fluss entlangzulaufen und sich davon zu überzeugen, dass Florian tatsächlich ertrunken ist. Da der Leichnam irgendwo flussabwärts ans Ufer treibt, stellt das den Soldaten vor kein großes Problem.

Und noch mehr Legende

Was bis dahin alles „ganz normal“ klingt, bekommt spätestens jetzt eine legendenhafte Ausprägung. Denn angeblich erblindet der Soldat bei seiner Aufgabe; angeblich kreist ein Adler über dem Körper des Toten, damit sich weder Mensch noch Tier an ihm zu schaffen machen. Bis eine – natürlich –fromme Frau die Bühne betritt, den Leichnam birgt und ihn für ein anständiges Begräbnis auf einen Karren legt und abtransportiert. Begräbnis für einen Staatsverbrecher? Klar, dass sie sich dabei nicht erwischen lassen will. Und damit wohl auch ihr Leben riskiert.

Ach ja, während des Transports streiken die durstigen Zugtiere, die Frau betet, es entspringt eine Quelle, (die heute gefasst ist, als Floriansbrunnen bezeichnet wird und an der auf wundersame Weise Menschen geheilt worden sein sollen,) die Tiere trinken und schon kann es weitergehen. Bis endlich ein kleiner Flecken in der Nähe von Linz erreicht ist. Hier wird Florian begraben, hier entstehen über seinem Grab ein Kloster und eine Stiftsbasilika. Und natürlich gibt Florian dem Kloster und der Gemeinde seinen Namen: Sankt Florian. Dass Florian von der katholischen Kirche zum Vorbild erhoben, kirchensprachlich: heiliggesprochen wird, versteht sich mehr oder weniger von selbst.

Nur ein paar Jahre später…

Und die Moral von der Geschicht? Als der Nachfolger Diocletians, nämlich Konstantin der Große, im Jahr 312 vor der Schlacht an der Milvischen Brücke im Traum die Botschaft „In hoc signo vinces“ („In diesem Zeichen wirst du siegen“) erfährt, dabei ein christliches Kreuz vor Augen hat, und die Schlacht tatsächlich gewinnt, erlaubt er im Römischen Reich das Christentum, macht es später sogar zur Staatsreligion. Aber das ist eine andere Geschichte.

Zurück zu Florian: Historie und Legende verschwimmen, wie so oft bei diesen alten Erzählungen, miteinander. Was der ganzen Sache aber keinen Abbruch tut. Im Gegenteil! Irgendwie ist es wunderschön und kunstvoll, wie reales Leben und Deutung von Ereignissen miteinander verwoben werden und so das tiefe Vertrauen von Menschen auf Sinn hinter allen Ereignissen zum Ausdruck kommt. Sinnlosigkeit? Gibt es in solchen Erzählungen nicht.

Florian und die Feuerwehr

Schauen wir auf die Feuerwehrleute von heute: für mich Menschen, vor denen man den Hut ziehen muss. Denn Feuerwehrleute sind hochqualifizierte Fachleute, löschen nicht nur Brände, sondern leisten auch sonst vielfältige Hilfestellungen. Das Hornissennest am Hauseingang? In vielen Fällen ein Einsatz für die Feuerwehr. Eine nach einem Verkehrsunfall in einem Fahrzeug eingeklemmte Person? Natürlich ein Fall für die Feuerwehr. Beseitigung von Gefahrgut, umgestürzte Bäume auf Bahngleisen und Straßen, Bergung aus dem Wasser und und und: klare Fälle für die Feuerwehr. Kurzum: Wann auch immer es um die Abwendung von lebensbedrohlichen Gefahren für Mensch und Tier geht, ist die Feuerwehr „dein Freund und Helfer“.

Ehrenamtliche gesucht

Gar nicht auszudenken, wenn einmal wahr würde, was Feuerwehren auf dem Land durch gezielte Plakataktionen zu verhindern suchen: dass man nämlich die 112 wählt… und niemand kommt. Weil es zu wenig ehrenamtliche Helfer gibt, die sich in der Feuerwehr zur Verfügung stellen. Noch gibt es sie, Männer und Frauen, die Hilfe leisten. Gott sei Dank. Und liebend gern lese ich meinem Neffen auch zum 1000. Mal die Geschichten vom „Feuerwehrmann Sam“ vor und halte die Arbeit der Feuerwehr in Ehren. Vielleicht wird mein Neffe ja auch mal Feuerwehrmann? Wer weiß das schon?

Warum nicht „mehr Valeria“?

Was mich gegen Ende noch einmal zur frommen Frau zurückführt, die den Leichnam von Florian geborgen, transportiert und begraben hat. Valeria wird sie später genannt. Irgendwie finde ich es schade, dass die Feuerwehr sich nur mit Florian identifiziert, Valeria allenfalls ein Anhängsel der Florian-Legende ist. Denn während Florian ertrinkt, ist es Valeria, die zupackt, ihr Leben riskiert und uns durch den Schleier der Geschichte immer wieder zuruft: „Riskiert ihr genug in eurem Leben? Seid ihr genug für andere da?“ Ja, Kirchengeschichte ist – fast – immer eine Geschichte der Männer. Dabei feiern heute nicht nur alle, die Florian, Flora, Florence, Florina, Florentina, Fiorella, Flurina oder ähnlich heißen, ihren Namenstag. Auch wer Valeria, Valerie, Valeska oder ähnlich heißt, kann heute seinen Namenstag feiern. Deshalb möchte ich euch allen zurufen: alles Gute zu eurem Namenstag. Macht eurem Namen alle Ehre, seid „blühend“ und „gedeiht“ (florens), seid „kräftig“ und „machtvoll“ (valens). Engagiert euch bitte auch weiterhin in der Feuerwehr. Und wenn es eben geht: Löst bitte Probleme! Verschont mein Haus. Zündet auch keine anderen an. Seid bitte einfach weiterhin da, wenn man euch braucht! Jetzt schon: DANKE!

Momentaufnahmen, kurze Episoden in den Medien, flüchtige Eindrücke – und alles rauscht einfach vorbei? „Auch das noch“ zeigt die Skripte (leicht überarbeiteter) Rundfunkbeiträge aus dem öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunk. Manche wurden sogar speziell für Heaven On Air geschrieben. Frei nach dem Motto: einfach mal einen Moment innehalten.

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