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Für mehr Umweltverantwortung: Beginn der Schöpfungszeit (1. September)

„Wer einen Mammutbaum gesehen hat, hat alle gesehen!“ So vor rund 45 Jahren US-Wirtschaftsminister Donald Regan im Kabinett des damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan. Mit jenem denkwürdigen Satz befürwortete der Minister die bedingungslose Ausbeutung der Erde. Wo immer es Bodenschätze gebe, habe die Natur zu weichen. Und die Umweltschützer gleich mit. Denn Gott habe dem Menschen die Erde gegeben, damit der seine Chancen nutze – bevor Gott wiederkehre.

The Empire strikes back

Etliche Flutkatastrophen, Flächenbränden und Trockenphasen später wird auch den meisten schlimmen Ignoranten ganz langsam klar: The Empire strikes back! Was in diesem Fall heißt: Die Natur wehrt sich. Wem das zu aktiv klingt, für den dann eben so: Wir Menschen haben derartig stark in Natur eingegriffen, dass sie sich mehr und mehr verändert. Keine Angst, die Welt wird nicht untergehen. Phasen, in denen sich unser Planet völlig veränderte und anschließend nicht nur wie Phoenix aus der Asche erhob, sondern sich sogar weiterentwickelte, hat es immer gegeben. Nur gab es dazwischen eben Zeiten, in denen etliche Arten ausstarben und verschwanden. Genauso, wie wir es bereits mit atemberaubender Geschwindigkeit jetzt schon erleben. Der alte Witz, warum Saurier ausstarben, scheint demnächst auch auf uns Menschen zuzutreffen: riesiger Körper, zu wenig Hirn! Ohne Spaß: Der Planet Erde wird sich lediglich so verändern, dass die Lebensräume für Mensch und Tier immer kleiner werden. Und das Leben trotz aller technischen Errungenschaften für uns Menschen immer schwieriger wird.

Ausbeutung – und nach mir die Sintflut

Noch immer vertreten ein paar Dumpfbacken die Meinung, dass es göttlicher Auftrag sei, sich die Natur untertan zu machen. Dahinter verbirgt sich allerdings dieselbe überholte Denke wie die manch grausamen Herrschers, der meinte, seinen Untertanen auch noch die letzte Ziege oder gar Kuh wegnehmen zu können. Nach mir die Sintflut!
Wenn man unbedingt will, kann man einzelne Passagen aus einem Text immer so aus dem Zusammenhang reißen, wie es gerade passt. Das gilt natürlich auch für die Bibel. Und so kann man auch die Ausbeutung der Erde als biblisch propagieren. Wer aber tatsächlich einmal in die alten biblischen Texte hineinschaut, wird schnell feststellen: Sich etwas oder jemanden untertan zu machen, bedeutet in erster Linie, für ihn Sorge zu tragen, ihn zu behüten. Und alles daran zu setzen, dass es ihm gutgeht. Wohlgemerkt: dass es ihm, dem Untertan, gut geht. Und nicht dem, der die Macht hat, den Untertan auszubeuten. Ein kleiner, aber feiner Unterschied.

1. September: Schöpfungstag

Der Patriarch der Orthodoxen Kirche, Dimitros I., kam auf die Idee, die Verantwortung des Menschen für die Schöpfung Gottes auf besondere Weise herauszustellen. Und weil mit dem 1. September das orthodoxe Kirchenjahr beginnt, passte es natürlich besonders gut, den Tag der Schöpfung auf genau diesen Start ins neue Kirchenjahr zu legen. Ein Tag, an dem der Schöpfer selbst, die Bewahrung seiner Schöpfung und unserer Umwelt im Mittelpunkt stehen sollten. Das Europäische Christliche Umweltnetzwerk (ECEN) allerdings war der Meinung, dass ein einziger Schöpfungstag angesichts der grassierenden Umweltzerstörung viel zu wenig sei. Deshalb rief das ECEN 2007 dazu auf, am 1. September nicht nur einen Schöpfungstag,

Schöpfungszeit

sondern den Start in eine fünfwöchige Schöpfungszeit zu feiern. Für den Endpunkt schlug die ECEN bewusst den 4. Oktober vor. Der Tag, an dem die Katholische Kirche den heiligen Franziskus verehrt. Sie wissen schon: der Typ, der so eins war mit der Natur, dass er sogar mit den Tieren sprechen konnte. Zumindest der Legende zufolge. Aber wie das bei jeder Legende so

ist, hat auch diese wohl reale Hintergründe. Und wenn es, wie in diesem Fall, eben „nur“ die Einstellung zur Natur, zur Schöpfung ist. In Deutschland übrigens übernahm seit dem Ökumenischen Kirchentag 2010 in München die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) die Federführung für die Schöpfungszeit.

Bewusstseinsveränderung

Die fünfwöchige Schöpfungszeit ist eine Zeit mit vielen kleinen und großen Aktionen und Gebeten für jeden Tag. Ganz, ganz langsam beginnt sie, in den Köpfen der braven Schäfchen lebendig zu werden, werden die Veranstaltungen mehr und mehr angenommen. Deren Hauptziel heißt ohnehin Bewusstseinsveränderung. Daraus ergeben sich dann fast schon automatisch die ganz konkreten Ziele: Müllvermeidung, Schutz von Tier- und Pflanzenarten, sorgsamer Umgang mit Ressourcen – das alles soll selbstverständlich werden, zum alltäglichen Handeln gehören.

Wüst und leer

Wenn Sie einmal an Ihre Schulzeit zurückdenken: Am ersten Schöpfungstag schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war bekanntlich wüst und leer. Aber dann ging es gewaltig los, Schritt für Schritt: Gott schuf Licht und Finsternis, den Himmel als Barriere zwischen Luft und Wasser, dann trockenes Land, Pflanzen, Sonne, Mond und Sterne, alles was krabbelt, schwimmt und fleucht… und am Ende die Krone der Schöpfung: den Menschen. Uns! Heute sind wir endlich so weit, dass wir dieses Prädikat „Krone der Schöpfung“ überdenken. Gezwungenermaßen! Angesichts von Gletscherschmelze, Veränderungen bei Goldstrom und Jetstream, immer weiter wachsenden Todeszonen in den Meeren, in denen kein Leben mehr möglich ist, wird klar:

Mitverantwortlich

Wie wir, die wir das alles mitverantworten, uns in diesem großen Garten Gottes benehmen, wie wir mit ihm umgehen, ist letztlich selbstzerstörerisch. Wir schlachten die Milchkuh, statt sie zu melken. Wir verunstalten die Schöpfung, statt sie zu bewahren. Und wir tun alles dafür, dass nachfolgende Generationen eine Müllhalde vorfinden statt eines aufgeräumten, gepflegten Gartens.
Weil es um unser aller Lebensraum geht, ist es völlig egal, ob Sie sich nun Umweltschützer nennen oder ob Sie sich als Christ für die Bewahrung von Gottes guter Schöpfung einsetzen. Entscheidend ist: Ab jetzt sind wir dran, Sie und ich. Wenn wir wollen, dass alles zumindest so bleibt, wie es ist, dann müssen wir gewaltig etwas verändern. Und zwar uns selbst, unser Verhalten. Zum Wohle der Schöpfung. Und zu unserem eigenen. Die Schöpfungszeit soll dazu beitragen, das Bewusstsein für die dringend notwendigen Veränderungen zu stärken. Keine schlechte Idee angesichts sich der dramatisch verändernden Lebensumstände auf diesem Planeten. Machen Sie mit!

Momentaufnahmen, kurze Episoden in den Medien, flüchtige Eindrücke – und alles rauscht einfach vorbei? „Auch das noch“ zeigt die Skripte (leicht überarbeiteter) Rundfunkbeiträge aus dem öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunk. Manche wurden sogar speziell für Heaven On Air geschrieben. Frei nach dem Motto: einfach mal einen Moment innehalten.

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