Auto im See versenkt – „Rosenkrieg“ oder „Rache ist auch (k)eine Lösung“ (7. August)
Nachdem wir in unserer Clique alle geimpft sind, tun wir freitagabends wieder das, was wir auch früher schon getan haben: Wir treffen uns, reden, essen und trinken, spielen Gesellschaftsspiele oder gucken uns gemeinsam einen Film an. Altmodisch, ich weiß. Aber nur auf irgendeinem Platz herumzustehen, Getränke in uns hineinzuschütten und gegen laute Musik und grölende Betrunkene anzuschreien – irgendwo ist uns das, na ja, … ist das nicht unser Ding. Egal.
“Rosenkrieg“ und die Sache mit dem Hund…
Gestern Abend war mal wieder ein Film an der Reihe: Rosenkrieg. Mit Michael Douglas und Kathleen Turner. Außerdem mit dem unglaublichen Danny de Vito. Und sogar eine Deutsche war dabei: Marianne Sägebrecht.
Ich liebe ja schwarzen Humor, kann herzhaft darüber lachen. Aber das, was der Film da so liefert, ist natürlich der Hammer. Ich sage nur: „Wuff!“ Für die, die den Film nicht kennen, denn schließlich hat er schon gute 30 Jahre auf dem Buckel: Sie überfährt aus Versehen seine Katze, er serviert ihr später ihren Hund. Als Abendessen. Gekocht! Oder war der gebacken? Keine Ahnung. Aber eben ein absoluter Hammer. Völlig überspitzt, darum bemüht aufzuzeigen, dass Gewalt schnell in einer Spirale landet und immer weiter eskaliert.
Als es eine Verfolgungsjagd im Haus gibt und Barbara, glänzend gespielt von Kathleen Turner, mit dem Kronleuchter abstürzt – das ist schon Slapstick, oder? Dass Barbara aber im Sterben die ausgestreckte Hand ihres Ehegatten, gespielt vom damals noch ewig jungen Michael Douglas, wegstößt, ist schon Horror. Wenn ich mir das genauer überlege: Der Übergang zwischen Komödie und Horror geschieht schleichend. Vielleicht macht das diesen Film so großartig.
Rosenkrieg: Auto im See versenkt
Natürlich diskutierten wir nach dem Film noch über die Machart, schauspielerische Leistungen und auch über den Inhalt. Dass wir beide garantiert auch so enden würde, wenn wir zusammenwären, meinte ein Kollege und lachte mich an. Der kann mich mal. Der und ich? Niemals!
Gegen Ende setzte Hank, ein unglaublich charmanter Kollege, noch eine Story drauf. Er hatte vor ein paar Jahren die Meldung von einem Paar im Ticker, das ebenfalls mit einem Rosenkrieg die Beziehung beendete. Zwar gab es bei den beiden keinen Lieblingshund als gut gewürztes Abendessen. Dafür aber klaute sie ihm sein Auto und versenkte die Karre in einem See. Was ja nun gar nicht geht. Wenn Greta davon wüsste! Benzin und Ölreste im See – schlimmer geht’s nimmer! Und, na ja, egal, was zwischen den beiden auch war: Aus Rache jemandem zu schaden – das geht auch nicht. „Die Rache ist mein, spricht der Herr“, grinste Hank halblaut in sich hinein. Klar mag so eine Aktion für den Moment befriedigen. Aber es ändert doch nichts an der Situation! Zumal sie ja nur dann befriedigt, wenn man sich auch damit brüstet. Das Auto ist geklaut? Das ist schlimm, vor allem, wenn eh schon die Ka… am dampfen ist. Aber zu sagen: „Na, suchst du dein Auto? Lauf doch
ausgleichende Gerechtigkeit?
Klar, dass die Feuerwehr anrückte und den Wagen aus dem Wasser zog. Klar auch, dass die gute Frau das Fahrzeug ersetzen musste. Und weil die Feuerwehr das Autowrack aus dem See gezogen hat, kommen die Bergungskosten noch obendrauf. Dazu die Kosten, um die Umweltschäden auszugleichen. Und natürlich noch rechtliche Konsequenzen. Denn das Kreislaufwirtschaftsgesetz sieht für die Entsorgung von Sperrmüll ein saftiges Bußgeld von bis zu 100.000 Euro vor, unter Umständen sogar Haft. Wobei das wieder typisch für Hank ist: So einen Gesetzeskram – das weiß er. Aber da, wo es wirklich spannend wird, nämlich bei den Kosten für die Frau, da weiß er am Ende dann doch nichts Genaues. Irgendwie typisch für ihn.
Es ändert sich doch nichts
Ganz ehrlich: Ich denke, Rache ist blöd. Und wissen Sie, warum? Nicht nur, weil Gewalt letztlich immer weiter eskaliert, bis es – im wahrsten Sinne des Wortes – Tote gibt. Nein, ich halte Rache für völlig abwegig, weil ich ohnehin an ausgleichende Gerechtigkeit glaube. Ich bin fest davon überzeugt, dass das Böse, was ein Mensch tut, früher oder später auf ihn selbst zurückfällt. Okay, in vielen Fällen dann wohl später. Manchmal auch sehr, sehr spät. Im Fall dieses Rosenkrieges aber dann doch ziemlich zügig. Und ziemlich heftig. Deshalb: keine Rache, keine Gewalt. Niemals! Warum auch? Wie ich schon einmal sagte: Es ändert ja doch nichts daran, dass die Situation, um die es ursprünglich ging, ohnehin nicht mehr zu retten ist.
Heftig haben wir diskutiert. Außer Hank. Der hielt sich vornehm zurück. Aber um seinen Mund spielte die ganze Zeit ein Lächeln. Darauf angesprochen, ließ er endlich die Katze aus dem Sack. In besagtem Fall hatte die Feuerwehr nämlich noch ein zweites Auto im See gefunden. Ganz sicher ein Zufall. Aber wer weiß: Vielleicht hatte die junge Frau ja vorher schon einen anderen Freund…
Momentaufnahmen, kurze Episoden in den Medien, flüchtige Eindrücke – und alles rauscht einfach vorbei? „Auch das noch“ zeigt die Skripte (leicht überarbeiteter) Rundfunkbeiträge aus dem öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunk. Manche wurden sogar speziell für Heaven On Air geschrieben. Frei nach dem Motto: einfach mal einen Moment innehalten.
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