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27. Januar, Holocaust-Gedenktag

Momentaufnahmen, kurze Episoden in den Medien, flüchtige Eindrücke – und alles rauscht einfach vorbei? „Auch das noch“ zeigt die Skripte (leicht überarbeiteter) Rundfunkbeiträge aus dem öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunk. Manche wurden sogar speziell für Heaven On Air geschrieben. Frei nach dem Motto: einfach mal einen Moment innehalten.

27. Januar, Holocaust-Gedenktag

Wenn Sie in der Nähe eines öffentlichen Gebäudes wohnen, sehen sie es beim Blick aus dem Fenster sofort: Öffentliche Gebäude sind heute beflaggt. Die Fahne, die heute dort hängt, weht nicht lustig im Wind. Sie hängt auf Halbmast. Trauertag! Ein Tag, der Juden und Christen gewidmet ist, Sinti und Roma, Menschen mit Behinderung, Homosexuellen, politisch Andersdenkenden, Männern und Frauen des Widerstandes, Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern. Heute ist ihr Tag! Offiziell heißt er: „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“. Verkürzt nennen ihn viele „Holocaust-Gedenktag“. Ein Tag, an dem der Menschen gedacht wird, die unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft verfolgt, gequält und umgebracht wurden. Ihre Zahl geht in die Millionen. Opfer waren Männer und Frauen, Kinder und Greise. Grund für Verfolgung und Hinrichtung waren ihr Glaube, ihre politische Gesinnung, ihre Sexualität.
Der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog hat diesen Gedenktag eingeführt, damals, 1996. Aus gutem Grund liegt er am 27. Januar: Denn am 27. Januar 1945 befreiten Soldaten der russischen Roten Armee die überlebenden Gefangenen im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau.
Natürlich stellt sich die Frage: Das alles ist mittlerweile 76 Jahre her. Was habe ich damit zu tun, das damals geschah? Die Antwort scheint einfach. Denn für die alle, die nicht weit über 90 Jahre alt sind und an den Verbrechen damals gar nicht beteiligt sein konnten, gilt: Persönlich erst einmal nichts. Aber als Teil des Gemeinwesens, als Teil Deutschlands dann doch etwas: Denn unser Staat sieht sich und damit uns, seine Bürger, in der Verpflichtung, die Erinnerung an das Unrecht, das damals geschah, wachzuhalten.
Das begegnet uns, wie in jedem Jahr, mit

den bereits angesprochenen Flaggen auf Halbmast; das geschieht über eine Gedenkstunde im Deutschen Bundestag; das passiert über die Medien, die in ihrem Programm bzw. in ihren Veröffentlichungen deutlicher als an anderen Tagen auf diese Problematik aufmerksam machen. Und das vollzieht sich in diesem Jahr, das durch Corona geprägt ist und zu mancher Anpassung zwingt, vorwiegend digital. Auch auf der Webseite der Bundesregierung finden sich Beispiele, über die sich jeder, aber gerade auch die, die damals noch gar nicht geboren waren, informieren können.

Keine Frage: Die Opfer macht man mit einem derartigen Gedenktag nicht wieder lebendig. Aber etwas anderes bleibt lebendig: Das Bewusstsein, dass in unserem Land derartige Verbrechen nie wieder geschehen dürfen. Dass jeder einzelne sich selbst prüfen muss, ob er durch sein Verhalten, durch sein Handeln und Reden, bewusst oder unbewusst, schrecklichen Verbrechen wie damals Vorschub leistet. Denn letztlich ist jeder gefordert zu verhindern, dass in unserem Land noch einmal ein Regime das Sagen hat, das bereit ist, für seine Ideologie und Machtansprüche über Leichen zu gehen.

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