15. Februar – Rosenmontag
Momentaufnahmen, kurze Episoden in den Medien, flüchtige Eindrücke – und alles rauscht einfach vorbei? „Auch das noch“ zeigt die Skripte (leicht überarbeiteter) Rundfunkbeiträge aus dem öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunk. Manche wurden sogar speziell für Heaven On Air geschrieben. Frei nach dem Motto: einfach mal einen Moment innehalten.
15. Februar – Rosenmontag
Es ist eine Schande. Und auch wenn Karnevalisten es lange vorher gewusst haben: Dass heute, am Rosenmontag, die traditionellen Rosenmontagsumzüge wegen Corona nicht durch die Karnevalshochburgen rollen, tut einfach nur weh. Und ich bin mir sicher: Selbst Nicht-Karnevalisten haben zumindest ein bisschen Mitleid mit denen, die sich monatelang darauf gefreut haben. Monatelang gebangt haben. Und bis vor ein paar Wochen noch inständig gehofft haben.
Ohne Corona wäre das vermutlich ein Rosenmontag geworden wie immer: Die fünfte Jahreszeit hätte ihren Höhepunkt erreicht; die Fremdensitzungen wären glücklich und närrisch überstanden; und wie immer würden sie im Fernsehen mit den Kölnern zusammen rufen: Dr Zoch kütt. Analoges gäbe es natürlich aus den Karnevalshochburgen in Düsseldorf, Mainz und anderswo genauso zu melden. Dann würden wieder Hunderttausende an den Straßen stehen und winken, nach Kamelle und Strüssche schnappen… oder am Fernseher live dabei sein. Dieses Jahr ginge das besonders gut. Da sitzen ja viele Menschen im Homeoffice… Nee, Denkfehler: Das Arbeiten im Homeoffice gibt es ja aus dem gleichen Grund, warum es die Rosenmontagsumzüge in diesem Jahr nicht gibt. Also kurz und knapp: Dr Zoch kütt nit!
Was normalerweise rund um die Rosenmontagszüge und danach abgeht, kann nur der begreifen, der selbst ein Jeck ist, selber dabei ist. Feiern, bis der Arzt kommt; tanzen, bis die Socken qualmen; und in manchen, vielleicht sogar viel zu vielen Fällen: hineinschütten, bis es wieder rauskommt. Oder bis die Beine ihren Dienst versagen. Für manch anderen ist die ganze Narretei lediglich Raserei. Auch weil unter dem Einfluss von zu viel Alkohol die Grenzen des Anstandes allzu leicht überschritten werden. Sexuelle Übergriffe
weisen echte Karnevalisten natürlich weit von sich. Dass sie vorkommen, und zwar mehr als an anderen Tagen, ist leider auch nicht von der Hand zu weisen. Vielleicht ist das einer der Gründe, warum manch eine Interpretation meint, im Wort R o s e n montag stecke eigentlich das Wort „rasen“.Was aber natürlich nicht stimmt. Auch hier sprechen die Fakten eine eindeutige Sprache: Schon seit dem 11. Jahrhundert heißt der dritte Sonntag des Kirchenjahres „Rosenmontag“. Der wahre Grund hat ganz sicher nichts mit „rasen“ zu tun: Denn seinerzeit weihte der Papst an diesem Sonntag eine goldene Rose und überreichte sie einer verdienten Persönlichkeit. So eine Art Bundesverdienstkreuz seitens der Kirche. Stilvoll, festlich, eher gepflegt, gesittet und … irgendwie auch steif. Zumindest ganz anders als die Feierlichkeiten im Straßenkarneval.
Als im Jahr 1823 in Köln das „Festordnende Comitee“ zusammentrat, um über den Karnevalsumzug am Faschingsmontag zu beraten, geschah dies just an solch einem Rosensonntag. Und flugs nannte sich deshalb das Komitee „Rosenmontagsgesellschaft“ – ein Name, der sich schließlich auch auf den Rosenmontag und seine Umzüge übertrug.
Egal, ob der Name nun tatsächlich vom Rosensonntag oder doch vom Rasen abgeleitet ist – in diesem Jahr ist alles anders: Partys sind verboten, egal ob in der Öffentlichkeit oder Zuhause; und der Kölner Rosenmontagszug besteht in diesem Jahr aus 177 Puppen und ist 32 Meter lang – ein Rosenmontagszug im Miniaturformat im Kölner Hänneschen-Theater, der dem ursprünglich geplanten Umzug entsprechen soll. Dabei sein kann jeder, der das WDR-Fernsehen ab 14.00 Uhr einschaltet. Not macht halt erfinderisch!
Zwei Dinge allerdings gelten trotz allem: Am Aschermittwoch… ist alles vorbei. Und: Dr Zoch kütt… ich Originalgröße live, umsonst und draußen dann eben wieder im nächsten Jahr!
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