Deep Purple – Child In Time
Ritchie Blackmore, Ian Gillian, Roger Glover, Jon Lord und Ian Paice – bei manchem Fan bewirkt allein die Nennung der Namen der berühmten Mark II-Besetzung von Deep Purple Gänsehaut. Und noch immer schnalzen dieselben Leute
bei den Alben der Mark II-Besetzung mit der Zunge: Deep Purple im Rock, „Fireball“, „Machine Head“ und „Who Do We Think We Are“ zählen zu Recht zu den Meilensteinen des Rock – Wegweiser, die die auch die Veröffentlichungen der späteren Mark II-Inkarnation sowie anderer Deep Purple-Besetzungen so nicht mehr erreichten. Die Frische, mit der die Band damals aufspielte, ist bis heute legendär.
Sensationeller Protestsong
Und manche ihrer Songs sind immer noch aktuell. Bei „Child In Time“ muss man sagen: leider! Denn der Song war ursprünglich ein Protestsong gegen den Vietnamkrieg, wurde später zu einer Hymne des sogenannten Kalten Krieges sowie der osteuropäischen Freiheits- und Friedensbewegung. Aus naheliegenden Gründen ist er mit Blick auf den Krieg Russlands gegen die Ukraine so aktuell wie eh und je.
Ursprünglich schrieben Deep Purple den Song für ein Konzert mit dem Royal Philharmonic Orchestra – 1969 eine geradezu sensationelle Kombination. Die wurde folgerichtig auch im ersten Live-Album von Deep Purple für die Nachwelt erhalten, dem legendären „Concerto for Group and Orchestra“.
Child In Time
Im Song heißt es:
„Süßes Kind deiner Zeit
Du wirst die Linie sehen.
Die Linie, die zwischen Gut und Böse gezogen ist.
Sieh den blinden Mann, der auf die Welt schießt.
Überall fliegen Kugeln.
Du wirst deinen Preis zahlen müssen,
wenn du schlecht gewesen bist.
Oh Gott, ich wette, du bist getroffen worden
und bist (gleichzeitig) nicht getroffen worden
von den herumfliegenden Kugeln.“
Der Song sei aus einer mehr oder weniger spontanen Idee entstanden, erklärte Ian Gillian Jahre später. Vor allem habe dem Song keine Geschichte zugrunde gelegen, wie das bei „Smoke On The Water“ und dem brennenden Casino von Montreux der Fall war. Dabei sei die Formulierung „Child In Time“ für ihn selbst rätselhaft, zumal es ja im Gegensatz zum gesamten Song stehe.
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Jeder ist Kind seiner Zeit
Tatsächlich erinnert der Song daran, dass jeder „Kind seiner Zeit“ ist: Oft neigen Menschen unbewusst dazu, sich für den Mittelpunkt der Welt zu halten, um den sich alles dreht. Was sie nicht verstehen, gibt es nicht. Tatsache aber ist: Niemand hat den totalen Überblick, jeder schaut gerade einmal bis zum Rand des Tellers, auf dem er selber steht. Das macht es so schwer, die im Song angesprochene Grenzlinie zwischen Gut und Böse zu beachten. Und selbst möglichst selten schuldig zu werden. Umweltschutz, Verhalten zur Klimakatastrophe, Unterstützung von Hilfsbedürftigen, die eigene Stellung zu Unrecht und Krieg – in vielen Fällen fühlen wir uns überfordert, die Linie zwischen Gut und Böse zu sehen.
Herausgefordert zum Kampf gegen Unrecht
Und sind trotzdem herausgefordert, uns immer wieder gegen Unrecht und das Böse in der Welt zu entscheiden, stattdessen für das Gute einzutreten. Grundlegende Ideen, die in „Child In Time“ zu finden sind.
Angesichts der Bedeutung, die der Song vor allen in den 1970er und 1980er Jahren des letzten Jahrhunderts erlangt hat, formulierte Ian Gillian einmal: Es sei beängstigend, wieviel Einfluss ein Sänger und Songschreiber manchmal habe, ohne es zu wissen. Gut, dass wir solche Songschreiber haben, die mit ihren Songs dazu ermahnen, für das Gute einzutreten. Deep Purple und „Child In Time“.
Der bei Classic Rock Radio gesendete Beitrag ist eine Kurzfassung dieses Textes.
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