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Gnadenfrist für den Weihnachtsbaum – wann endet die Weihnachtszeit? (29. Dezember)

Allerspätestens an Heiligabend musste er festlich geschmückt im Zimmer stehen: der Weihnachtsbaum. Denn der gilt den meisten Deutschen als Symbol für ein urgemütliches Weihnachtsgefühl und ist allein schon deshalb einfach unersetzlich. Allerdings: Seit Montag ist das Weihnachtsfest schon wieder vorbei. Alltag ist angesagt. Deshalb stellt sich die Frage: Wie lange darf der Weihnachtsbaum eigentlich noch im Zimmer bleiben?

Schon weg

Keine Frage: Da, wo leuchtende Kinderaugen vom Leben verhärtete Erwachsenenherzen höher schlagen lassen, da hat der Weihnachtsbaum noch eine Schonfrist. Je länger, desto besser, sagen die Kinderaugen. Und die Erwachsenen nicken ergeben. Doch nicht überall ist Weihnachtszeit Kinderzeit. Deshalb gibt es den einen oder anderen Zeitgenossen, der den hübsch geschmückten Baum „am Tag danach“, also bereits am Montag, schon wieder zum alten Eisen, sprich aus dem Zimmer, geworfen hat.

Input – Output und die Umwelt

30, 40, 50 Euro und mehr, je nach Größe – das haben in diesem Jahr Weihnachtsbäume gekostet. Für nur drei Tage – eine Menge Geld. Wenn man dann noch über den ökologischen Nutzen nachdenkt… Na gut, Weihnachtsbäume werden zumeist eigens für das Weihnachtsfest angepflanzt. Aber der Transport, zum Teil sogar aus dem Ausland – umweltfreundlich geht anders.

Leise rieseln die Nadeln

Deshalb steht in vielen Fällen der Weihnachtsbaum bis zum 6. Januar. Da feiert die Kirche das Fest Erscheinung des Herrn. Im Brauchtum hat sich hingegen durchgesetzt, dass rund um diesen Tag Kinder als heilige drei Könige verkleidet auf der Matte stehen und um eine Spende für andere Kinder bitten. Irgendwie ein guter Zeitpunkt, um Weihnachtsschmuck und Lichterglanz in Kartons und Kisten zu verstauen. Bis zum nächsten Jahr.


Der Baum allerdings wird im nächsten Jahr ein anderer sein. Denn der aus diesem Jahr hat dann schon zwei Wochen auf dem Buckel. Egal, ob es dann schneit – die Nadel rieseln dann allemal. Übrigens auch oft dann, wenn man einen Baum mit Ballen gekauft hat, um ihn nach Weihnachten in den Garten zu pflanzen. Ihm quasi ein zweites Leben zu verschaffen.

Liturgisches Ende der Weihnachtszeit

Der 6. Januar eignet sich allerdings auch noch aus einem anderen Grund: Nach einer Kalenderreform gilt in der katholischen Kirche nämlich die Weihnachtszeit in der zweiten Januarwoche als beendet. Wer allerdings traditionell eine Krippe unter oder neben dem Baum platziert, hat ein Problem: Denn der stellt ja erst am 6. Januar, dem Fest der heiligen drei Könige, die passenden Krippenfiguren dazu. Dann sofort den Baum zu entsorgen, wäre irgendwie unsinnig.

Maria Lichtmess

Meine Großmutter schüttelt über solche Gedanken nur den Kopf. Kalenderreform hin, Kalenderreform her: Früher war nicht nur mehr Lametta. Früher ging die Weihnachtszeit auch bis zum Fest Maria Lichtmess. Und das ist am 2. Februar. Ein Fest, das einer jüdischen Tradition folgend bewusst 40 Tage nach der Geburt Jesu liegt. Mit der Weihe von Kerzen für das neue Jahr beginnt eben auch eine neue Phase im Jahreskreis, so die ursprüngliche Auffassung. Deshalb durfte bis dahin, so meine Oma, auch der Weihnachtsbaum gerne in der Wohnung bleiben. Es sei denn, er verliert schon vorher so viele Nadeln, dass selbst die schönste serbische Fichte, Nordmanntanne, Edeltanne oder Douglasie zu einer Art Trauerweide mutiert. Ist das der Fall, fliegt der Baum raus. Egal, welches Datum der Kalender gerade anzeigt.

Entsorgung durch die Müllabfuhr

Einen festen Termin, wann der Weihnachtsbaum endgültig aus den heimischen vier Wänden verschwinden muss, gibt es nicht. In manchen Großstädten sammelt die Müllabfuhr zu einem bestimmten, meist sehr frühen Termin alle Weihnachtsbäume ein, die bis dahin vor den Häusern stehen. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben – dass Michail Gorbatschow diesen Satz in Wirklichkeit nie gesagt hat, ist das Eine. Dass derjenige, der seinen Baum eben nicht passend zum Mülltermin vor die Tür gestellt hat, selbst zusehen muss, wie er ihn loswird, das Andere.

Dorfjugend und Hutzelfeuer

Anders in ländlichen Gegenden: Zum Beispiel in der Rhön legen Dorfjugend, freiwillige Jugendfeuerwehr oder Mitglieder von Hilfsdiensten einen Tag fest, an dem sie die ausgedienten Weihnachtsbäume einsammelt. Die dienen dann am Sonntag nach Fastnacht als Brennstoff für die traditionellen Hutzelfeuer. Weil aber die Dörfler immer mal wieder versuchen, sich gegenseitig das Sammellager vorzeitig in Brand zu stecken, findet der allgemeine Sammeltermin zumeist erst kurz vor den drei tollen Tagen statt, manchmal sogar erst danach. Was die Bewohner des platten Landes weniger stört. Die lagern nämlich den ausgedienten Weihnachtsbaum solange im Gärtchen hinter dem Haus zwischen.

Weihnachtszeit endet nie

Viel wichtiger als dieses Symbol der Weihnachtszeit ist aber vermutlich die weihnachtliche Botschaft: dass sich jeder um ein friedliches Zusammenleben mit seinen Mitmenschen bemühen sollte, gilt auch über die Weihnachtszeit hinaus. Und ist weitaus wichtiger als zu bestimmen, zu welchem Zeitpunkt der Weihnachtsbaum nun tatsächlich ausgedient hat. In diesem Sinne endet die Weihnachtszeit nämlich nie.

Momentaufnahmen, kurze Episoden in den Medien, flüchtige Eindrücke – und alles rauscht einfach vorbei? „Auch das noch“ zeigt die Skripte (leicht überarbeiteter) Rundfunkbeiträge aus dem öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunk. Manche wurden sogar speziell für Heaven On Air geschrieben. Frei nach dem Motto: einfach mal einen Moment innehalten.

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