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Friedensbewegung in der DDR vor 40 Jahren – Solidarität heute (22. November)

Steigende Preise, Lieferengpässe und damit verbunden die Sorge, die obligatorischen Weihnachtsgeschenke noch rechtzeitig beisammen zu haben, steigende Coronazahlen, die Diskussion über Weihnachtsmärkte und sonstige Veranstaltungen als Spreader-Events, dazu die ersten deutlichen Einschränkungen gegen Impfverweigerer – das, was in diesen Tagen die Gemüter mehr als nur bewegt, lässt eines fast vergessen: dass sich im November 1981 die Menschen in der damaligen DDR begannen, aus ihrer erzwungenen Unmündigkeit zu Befreien. Gegen Einschränkungen, gegen Bespitzelungen, gegen Reisefreiheit und gegen Staatsdiktatur.

Symbol der DDR-Friedensbewegung

Das Symbol der Friedensbewegung in der damaligen DDR war ein Denkmal, dass die ehemalige Sowjetunion der UNO in New York geschenkt hatte: ein stalinistischer Muskelprotz, der eben aus einem Schwert Pflugscharen schmiedet – ein Appell an das Friedensziel der UN-Charta.
Schon merkwürdig, dass sich die Sowjetunion dabei eines Bildes aus der Bibel bediente. Denn das mittlerweile geflügelte Wort von den Schwertern, die zu Pflugscharen werden, stammt aus dem Alten Testament. Vor rund 2500 Jahren wagte der biblische Prophet Micha einen verheißungsvollen Blick in die Zukunft:

Schwerter zu Pflugscharen

Wenn das Ende dieser Welt gekommen sei, dann werde Gott die Menschen richten. Vor allem aber werde es keinen Krieg mehr geben! Jeder werde unter seinem Weinstock und Feigenbaum wohnen, sagt Micha, und meint damit: Jeder hat alles, was er zum Leben braucht. Und niemand werde einen anderen Menschen mehr erschrecken. Damit wirklich nie wieder Kriege geführt werden, werden die Schwerter vernichtet. Sie werden zu Pflugscharen umgeschmiedet. Aus Waffen werden also Gerätschaften, die der Bauer braucht, um Nahrung zu erzeugen. Aus Lebensvernichtendem wird Lebenserhaltendes. Eine großartige Verheißung.

Was ist ein Pflug?

Inhaltlich verstanden hat das zurzeit Michas jeder. Und nachvollziehbar ist der Satz auch heute noch. Irgendwie gehört es zur Allgemeinbildung zu wissen, dass Bauern zur Vorbereitung auf die Aussaat ein Gerät aus Metall hinter ihrem Trecker herziehen. Dieses Gerät, der Pflug, kratzt zuerst mit einem spitzen Stab eine schmale Rille in den Boden. Unmittelbar dahinter folgt ein dreieckiges Teil, das sich in dieser Rille ein Stück tiefer in den Boden hineinfrisst und ihn dabei umwirft – so entstehen die Reihen, in die das Saatgut hineinkommt. Dass dieses erste Teil der Meißel, das zweite die so genannte Schar ist, muss man nicht wissen. Beide zusammen bilden den Pflug – und genau den kennt man. Den kannte man natürlich auch im Arbeiter- und Bauernstaat.

An ihren Taten werdet ihr sie erkennen

Nun hat das mit dem weltweiten, immerwährenden Frieden bis heute ja noch nicht wirklich geklappt. Im Gegenteil: Voller Sorgen starren derzeit NATO-Größen Richtung Osten. An der Grenze zur Ukraine zieht Russland jede Menge Truppen zusammen. Sobald der Boden gefriert und Panzer nicht mehr durch Schlamm behindert werden, befürchten nicht wenige eine Invasion der Ukraine. Wenn tatsächlich aus allen Schwertern, ein Symbol für Kriegswaffen, nichts als Pflugscharen geworden wären, dann müsste man

sich heute wohl kaum Sorgen machen. So rückt ein anderes Bibelwort in den Vordergrund, eines, dass sich 500 Jahre nach Micha beim Evangelisten Matthäus findet: „Hütet euch vor den falschen Propheten; sie kommen zu euch in Schafskleidern, im Inneren aber sind sie reißende Wölfe.“ Und dann kommt’s: „An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.“ Oder „an ihren Taten“, wie der Satz als geflügeltes Wort vielfach wiedergegeben wird.

Schön handeln statt schön reden

Was bedeutet: Schön reden können viele. Wer sie sind, was sie wirklich denken, erkennt man an ihrem Verhalten. Warten wir ab, ob die Auguren der NATO Recht behalten oder aber ob sie am Ende als Scharfmacher, als Falken dastehen. Ob so, oder so – den Leistungen der Friedensbewegung vor 40 Jahren in der damaligen DDR tut dies keinen Abbruch.

Im Schutz der Kirchen

Denn immer mehr Menschen standen beginnend im November des Jahres 1981 gegen ihren Staat auf. Stück für Stück entwickelte sich diese Friedensbewegung weiter, wandte sich gegen eine weitere Militarisierung und gegen die Bevormundung von Menschen. Vor allem die frühen Anfänge entstanden im Schutz der Kirchen – gegen die konnte und wollte die SED-Führung nicht vorgehen. Das hätte den Zusammenhalt der aufbegehrenden Menschen nur noch mehr verstärkt.

Wir sind das Volk

Aber auch so wuchs er stetig, bis die Menschen so mutig waren, die schützenden Kirchenmauern zu verlassen und – im wahrsten Sinne des Wortes – auf die Straße zu gehen. „Wir sind das Volk“ stand damals für eine wachsende Mehrheit informierter Menschen, die konstruktiv ein Ziel verfolgten. Das, was im November 1981 begann, wurde zur Grundlage der späteren Wiedervereinigung Deutschlands. Dass dieser Ruf heute vielfach von Minderheiten für unsolidarische Zwecke missbraucht wird – geschenkt!

Persönliche Risiken für ein großes Ziel

Rückblickend kann man sagen: Bis die Worte des Propheten Micha für alle Menschen Wirklichkeit werden, ist es sicher noch ein weiter, ein sehr weiter Weg. Was beginnend im November 1981 die Friedensbewegung in der damaligen DDR geleistet hat, kann gar nicht genug gewürdigt werden. Die Bereitschaft, persönliche Risiken in Kauf zu nehmen, um gemeinsam ein großes Ziel zu erreichen, war immens. Solidarität und das Bemühen, ein gemeinsames Ziel zu erreichen, haben Dinge erreicht, die sich viele gar nicht träumen ließen. Hut ab also vor diesen Menschen.

Solidarität heute

Im Moment durchleben wir eine Zeit, in der uns viele Dinge um die Ohren schwirren. Auch heute gilt es, ein gemeinsames Ziel zu erreichen: nämlich den rasanten Anstieg neuer Coronafälle, wachsender Inzidenzen und Hospitalisierungszahlen abzumildern, zu stoppen und möglichst wieder zu senken. Auch jetzt ist Solidarität gefragt, wenngleich das persönliche Risiko zur Solidarität weitaus geringer ist als vor 40 Jahren. Im Gegenteil: Die aktuellen Zahlen belegen eindeutig, dass Solidaritätsverweigerer gefährdeter sind als andere.
Niemand ist daran gehindert, sich mit der großen Mehrheit in diesem Land zum Schutz von Alten und Kranken zu solidarisieren. Und niemand ist daran gehindert, sich für Nächstenliebe, Gerechtigkeit und Frieden in seinem persönlichen Umfeld einzusetzen. Und bei sich selbst damit anzufangen.

Momentaufnahmen, kurze Episoden in den Medien, flüchtige Eindrücke – und alles rauscht einfach vorbei? „Auch das noch“ zeigt die Skripte (leicht überarbeiteter) Rundfunkbeiträge aus dem öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunk. Manche wurden sogar speziell für Heaven On Air geschrieben. Frei nach dem Motto: einfach mal einen Moment innehalten.

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