Club der toten Dichter – Die Erblindende
Ein Schüler steigt im Klassenraum auf seinen Schreibtisch und ruft dem Klassenlehrer zu „Oh Käpt’n, mein Käpt’n“. Am Ende stehen alle Schüler auf ihren Tischen, um sich mit ihrem Lehrer, gespielt von Robbin Williams, zu solidarisieren. Er hatte die Internatsschüler zuvor mit dem Literatur-Virus infiziert. Die Schüler waren von Lyrik mit einem Mal so begeistert, dass sie sich abends heimlich in einer Höhle versammelten, um sich gegenseitig Gedichte zu rezitieren. Klar wurde dabei auch geraucht, getrunken und sonstiges getrieben, was dazu taugte, die strengen Internatsregeln zu brechen. Darum ging’s in dem Film „Der Club der toten Dichter“, und in Deutschland gibt es mittlerweile eine Band, die so heißt. Ihre Texte leiht sie bei großen Dichtern: Bislang bei Heinrich Heine und Wilhelm Busch. Jetzt kommt Rainer Maria Rilke dazu. Dessen Gedichte hat zwar auch schonmal das so genannte „Rilke-Projekt“ umgesetzt, aber beim Club der toten Dichter werden die Texte nicht einfach über einen Chill-Out-Klangteppich drüber gesprochen, sondern sind ganz selbstverständlicher Teil von leichten Rocktiteln, gesungen von Katharina Franck, die in den 80er Jahren mit ihrer Band „Rainbirds“ sehr erfolgreich war. „Der Text fängt an zu atmen“, heißt es in der Selbstbeschreibung, „die Musik trägt ihn, und beides verbindet sich zu eines Wunders Melodie“: Das ist auch der Titel dieser CD – „Eines Wunders Melodie“ vom Club der toten Dichter. Daraus hören wir jetzt „Die Erblindende“, die Betrachtung einer hilfsbedürftigen Blinden, die ihre Augen geöffnet hat, aber in einer ganz anderen Realität lebt und ihre Mitmenschen als Orientierung braucht.
Info:
- Club der toten Dichter, Die Erblindende, in: ders., Eines Wunders Melodie, Zug-Record / Edel 2010
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