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Außerirdische greifen die Erde an. Geburtstag des „Krieg der Welten“-Autors Orson Welles (6. Mai)

„Dies könnte die letzte Radiosendung sein. Wir werden aushalten bis zum Ende!“
In etwa diese Worte sendete der US-amerikanische Radiosender CBS am 30. Oktober 1938. Der Grund: Ein amerikanisches Observatorium hatte auf dem Mars Explosionen beobachtet, in deren Folge sich irgendetwas in Richtung Erde in Bewegung setzte. Immer wieder unterbrochen von einlullender Musik brachte CBS eine Schreckensmeldung nach der anderen:

Erst stürzte ein vermutlicher Meteorit brennend vom Himmel. Ein Reporter, eilends zur Absturzstelle geschickt, entdeckt einen Metallzylinder. Der öffnet sich plötzlich, ein Flammenstrahl schießt auf den Reporter zu, die Verbindung bricht ab. Plötzlich tönt der Innenminister aus dem Radio, spricht zu den Amerikanern, stellt die gesamte Region blitzartig unter Kriegsrecht. Währenddessen bewegt sich das Monstrum auf New York zu, vernichtet die Armee und sprüht Giftgas über die Millionenstadt. Ein letztes Husten des Reporters – das war‘s.

Massenpanik

Oder auch nicht. Denn jenseits des Radios strömen tatsächlich Menschenmassen in die Luftschutzkeller, beten um ihr Leben, pressen Taschentücher auf die Nasen, um sich gegen den Angriff der Marsmenschen zu schützen.
Nach einer Stunde meldet sich Orson Welles, damals noch ein junger Autor, Regisseur und Schauspieler. Man habe gerade sein Hörspiel „Krieg der Welten“ gesendet. Schließlich stünde ja Halloween unmittelbar bevor – da sei so eine Gruselshow doch ganz passend.
Wobei wir spätestens hier präzisieren müssen: Orson Welles ist Autor des Hörspiels. Die Buchvorlage stammt bereits aus dem Jahr 1898 vom Science Fiction-Autor, Politologen und Soziologen Herbert George Wells, besser bekannt als H.G. Wells.

Schauspieler, Regisseur, Radiomacher

Würde er noch leben, dann würde Orson Welles heute 106 Jahre alt. Ein begnadeter Schauspieler und Regisseur, der für seine Broadway-Inszenierungen bekannt war, und, klar, wen wundert’s, natürlich wegen seines genialen, damals völlig neuartigen Hörspiels. Cineasten feiern ihn noch heute wegen seiner schauspielerischen Glanzleistungen in Filmen wie „Citizen Cane“, „Macbeth – Der Königsmörder“, „Der dritte Mann“,

„Die schwarze Rose“, „Moby Dick“, „Fähre nach Hongkong“, „Kampf um Rom“ und „Die Schatzinsel“. In den englischen Originalen ist zudem seine Stimme in „And Then There Were Nonne“ („Ein Unbekannter rechnet ab“), „History Of The World“ (Mel Brooks – Die verrückteste Geschichte der Welt“ „The Transformers: The Movie“ („Transformer – Der Kampf um Cybertron“) zu hören. Dass viele seiner Regiearbeiten nicht oder zumindest nicht zu Ende gedreht wurden, störte die britische Filmzeitschrift Sight & Sound wenig: Sie wählte nämlich trotzdem Orson Welles zum besten Regisseur aller Zeiten.

Kindheit

Orson Welles wuchs als Sohn streng katholischer Eltern auf. Der Vater war ein wohlhabender Geschäftsmann, die Mutter eine Konzertpianistin und frühe Frauenrechtlerin. Allerdings hielt das Familienglück nicht lange: Als Orson sechs Jahre alt war, ließen sich die Eltern scheiden. Seine Mutter starb bereits drei Jahre später. Immerhin war er durch die Mutter früh mit den Werken von William Shakespeare in Kontakt gekommen.
Der Vater erfand eine spezielle Fahrradlampe, die ihm ein Vermögen einbrachte. Daraufhin hörte er auf zu arbeiten, wurde Alkoholiker, reiste und verprasste sein Vermögen. Auf lange Reisen in die Karibik und in den Nahen Osten nahm der Vater den kleinen Orson mit. Zurück in den USA lebten die beiden in einem Hotel, das dem Vater gehörte. Als dies jedoch abbrannte, lebten die beiden quasi auf der Straße. Roger Hill, Lehrer und lebenslanger Freund von Orson Welles, bezweifelte später, dass dieser jemals ein richtiger Junge gewesen, eine echte Kindheit erlebt habe. Hill war es, der Orson zu Schulzeiten Freiräume anbot, in denen dieser seine Kreativität entdeckte und entwickelte. Später einmal danach gefragt, wo sein Zuhause gewesen sei, zögerte Welles lange mit einer Antwort, bis er schließlich mutmaßte, das sei wohl der Ort gewesen, an dem er mehrere Jahre zur Schule gegangen sei.

Soziale Gerechtigkeit

Auffällig ist, dass Orson Welles sich in seinen Filmen auch immer wieder mit sozialen Ungerechtigkeiten auseinandersetzt. Vielfach zeigt er, wie das Schicksal zuschlägt, wie man sich aber mit eigener Kraft, zumindest auch mit der Hilfe anderer aus schwierigen Situationen befreien kann. Filme wie „Citizen Kane“ zeigen den Menschen in einem tragischen Umfeld, in dem unter frühen Verletzungen und den Auswirkungen von Liebesentzug leidet, ohne dies zu zeigen. Letztlich stecken zwischen einer mühsam aufrecht erhaltenen Realität des schönen Scheins und dem wirklichen Fühlen eines Menschen Abgründe.

Was Welles‘ Hörspiel „Krieg der Welten“ anbelangt, lehrt uns dies bis heute: Traue nie vorschnell einer vermeintlichen Realität, von der du nur Teile verstehst oder mitbekommst. Es könnte sich am Ende um eine gewaltige Täuschung handeln.

Momentaufnahmen, kurze Episoden in den Medien, flüchtige Eindrücke – und alles rauscht einfach vorbei? „Auch das noch“ zeigt die Skripte (leicht überarbeiteter) Rundfunkbeiträge aus dem öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunk. Manche wurden sogar speziell für Heaven On Air geschrieben. Frei nach dem Motto: einfach mal einen Moment innehalten.

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