12. Februar – Haustier im Altenheim
Momentaufnahmen, kurze Episoden in den Medien, flüchtige Eindrücke – und alles rauscht einfach vorbei? „Auch das noch“ zeigt die Skripte (leicht überarbeiteter) Rundfunkbeiträge aus dem öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunk. Manche wurden sogar speziell für Heaven On Air geschrieben. Frei nach dem Motto: einfach mal einen Moment innehalten.
12. Februar – Haustier im Altenheim
Keine Frage, wir leben in schwierigen Zeiten. Abstand halten, Maske nicht vergessen, möglichst wenige Kontaktpersonen. Und beim Besuch – zumindest im Moment noch – die Frage: Wer fährt zu Oma und Opa, du oder ich? Mehr als eine weitere Person aus einem anderen Haushalt ist zurzeit nicht erlaubt. Ich will nicht klagen. Denn gemessen an den Menschen, die in Flüchtlingslagern wie Moria ausharren müssen, geht es den meisten Menschen in unserem Land wirklich gut. Auch wenn es den einen oder anderen härter trifft als die Masse: Es gibt viele Hilfen zum Auffangen der größten Probleme.
Wer durchs Raster fällt, das sind vor allem alte Menschen, die nicht mehr allein leben können. Menschen, die in Heimen leben. Viele von ihnen haben keine Angehörigen mehr und sind allein. Aber die, die ansonsten von Freunden, Verwandten, Kindern und Enkeln besucht wurden, treffen die Kontaktbeschränkungen hart.
Als meine Oma ins Altenheim zog, war das für mich ein trauriger Moment: Sie wollte diesen Umzug unbedingt – und ich hatte eine Vorahnung, wohin das führen würde. Na klar, natürlich zurück in den Ortsteil, in dem sie geboren war und wo sie lange gelebt hatte. Dorthin, wo ein paar alte Bekannte lebten. Und wo sie in Gesprächen an früher denken und schöne, bessere Zeiten wachhalten konnte. Schade nur, dass „Dumbo“ nicht mitdurfte: Omas
Dackel, der wegen seiner überdimensionalen Ohren hieß wie der Elefant aus dem Walt Disney Film.Ich will es kurz machen: Der Hund kam zu einer jungen Familie in eine andere Stadt. Die Bekannten meiner Oma starben. Und Oma war, von unseren Besuchen abgesehen, bis zu ihrem Tod fürchterlich einsam.
Ein Altenheim im hessischen Bad Orb hatte schon vor längerer Zeit eine Idee, die mir gefällt. Meine Oma hätte es dort besser gehabt. Und viele einsame Menschen in anderen Alten- und Pflegeheimen auch. Denn dort in Hessen können Dumbo, Muschi, Wellensittich Koko und sogar das Kaninchen Waldemar bei ihren Besitzern bleiben. Solange sich die Frauchen und Herrchen selbst ums Gassigehen kümmern, um die Katzentoilette und den Vogelkäfig, ist das kein Problem. Wir wollen, dass unsere Bewohner glücklich sind, so die Devise der Heimleitung. Dazu gehört auch, dass das heißgeliebte Haustier bei seinem Besitzer bleiben kann. Psychologen sagen ohnehin: Ein Haustier im Alter hält fit – körperlich, aber vor allem auch geistig. Sich um jemanden kümmern zu müssen, ist wie ein Jungbrunnen. Wo auch immer Sie den Schwerpunkt der Betrachtung hinlegen: Es ist eine Entscheidung für die Menschlichkeit. Und gegen die Einsamkeit im Alter.
Eine kleine Einschränkung allerdings gibt es dann doch: Ein echter Elefant Dumbo würde die Grenze sprengen.
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