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Bowie, David – China Girl

Es gibt Situationen, bei denen wäre man gern dabei gewesen: beim legendären Woodstock-Festival; als die Beatles auf der Hamburger Reeperbahn spielten; oder als Iggy Pop und David Bowie 1976 in Berlin wohnten und um die Häuser zogen. Manch Rockfan wünscht sich, er hätte all die Vibes von damals miterlebt und einen Anteil daran gehabt. Was leider pures Wunschdenken ist. Und auch bleibt. Nachspüren kann man diesen magischen Momenten, wenn Musiker wahre Geschichten in Songs verarbeiten. Einer davon: China Girl.
Von David Bowie und Iggy Pop gemeinsam geschrieben,

packte der „Godfather Of Punk“ den Song 1977 auf sein erstes Soloalbum, „The Idiot“. Vermutungen, der Song handele von Heroin, im Slang oft als „China White“ bezeichnet, sind falsch. Das „China Girl“ im Song ist die Vietnamesin Kuelan Nguyen. In diese wunderhübsche Frau hatte sich Iggy in Frankreich verschossen. Um es vorwegzunehmen: Da sich die beiden mit Worten nicht verständigen konnten, blieb die Vietnamesin am Ende bei ihrem französischen Freund. Voller Herzschmerz warnt Iggy sie im Song vor sich:

„Ich stolpere in die Stadt wie eine heilige Kuh, Hakenkreuzvisionen in meinem Kopf,
Pläne für alle. Das ist im Weißen von meinen Augen.
Mein kleines chinesisches Mädchen, du solltest dich nicht mit mir anlegen.
Ich werde alles ruinieren, was du bist. Weißt du, ich werde dir Fernsehen geben
Ich gebe dir blaue Augen, gebe dir Männer, die die Welt regieren wollen!“

Wer weiß, was der Ami Pop und der Brite Bowie im damals noch geteilten Berlin unterschwellig gespürt haben – so ganz ohne uralt-Vorurteile gegenüber der braunen deutschen Vergangenheit kommen sie im Song nicht aus.

Dazu gehört auch die Angst vor Überfremdung, die Angst, dass eine bestehende Kultur eine andere überlagert und vernichtet. In diesem Fall durch die Einführung von westlichem Materialismus und westlichen Schönheitsidealen. Auch heute fragt der Song seine Hörer: Inwieweit verliert ihr euch selbst in einer Welt voller Kommerz und ständig neuer Hypes? – Für Iggy Pop übrigens wurde der Song zu einer Art Lebensretter: Der war damals nämlich chronisch pleite, seine Platten waren kommerziell erfolglos. Als Freund David Bowie 1983 beschloss, „China Girl“ selbst einzuspielen, konnte sich Iggy von den Tantiemen sein erstes kleines Häuschen kaufen. Irgendwie die andere Seite von Materialismus und Kommerz. David Bowie und „China Girl“.

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