Hendrix, Jimi – Purple Haze
Gerade einmal mit einem Zehntel der Besucher rechnen 1969 die Macher des legendären Woodstock-Festivals. Und so gibt es Pannen über Pannen. Toiletten? Verpflegung? Unterbringung? Alles schwierig. Dazu wolkenbruchartige Regenfälle. Und am Ende steht Jimi Hendrix nicht um Mitternacht auf der Bühne, sondern erst im Morgengrauen. Dass der Ausnahmegitarrist nur wenige Tage vorher seine Band umbauen musste – geschenkt! Dass ihm
bei der Performance von „Red House“ eine Saite reißt und er den Song auf fünf Gitarrensaiten zu Ende spielen muss – Hendrix ist eben Hendrix. Denn noch steht einer der größten Momente der Rockgeschichte bevor. Gegen Ende des Sets spielt Hendrix die US-amerikanische Nationalhymne. Mit Effektpedalen und Vibratohebel imitiert er fallende Bomben, ihre Einschläge und Maschinengewehrsalven – Ton für Ton ein wütender Protest gegen den Vietnamkrieg und die herrschende Clique in den USA. Als dieses musikalische Kunstwerk kaum noch zu ertragen ist, leitet Hendrix in seine zweite Single über: Purple Haze.
„Violetter Nebel überall in meinem Hirn. In letzter Zeit scheinen die Dinge
nicht mehr dieselben zu sein. Ich verhalte mich komisch, ich weiß nicht, warum.
Sorry, wenn ich den Himmel küsse. Keine Ahnung,
geht es aufwärts oder abwärts mit mir? Bin ich glücklich oder in Not?
Wie auch immer: Dieses Mädchen hat mich verzaubert.
Ich weiß nicht, ist es gerade Tag oder Nacht? Du hast mir den Verstand geraubt!
Ist es morgen oder das Ende der Zeit?
Violetter Nebel: du bringst mich um den Verstand!“
Gemeinhin gilt der Song als von Drogen beeinflusst. Hendrix aber erklärte,
er habe eine Science-Fiction Story-gelesen und danach einen üblen Traum gehabt. Darin war er unter Wasser, bedroht von einer violetten Wolke. Nur sein Glaube an Gott habe ihn vor dem Tod bewahrt. „Purple haze, Jesus saves“, hieß es deshalb zuerst im Refrain. Und im Text: „Entschuldigt, dass ich diesen Kerl küsse!“ Wobei Hendrix später aus dem „Kerl“ den „Himmel“ machte. Vielleicht wollte er seinen Glauben dann doch nicht ganz so dick in seinem Song zum Ausdruck bringen. Ganz sicher purer Zufall, dass ausgerechnet „Purple Haze“ der letzte Song ist, den Hendrix jemals live spielte – bevor er im September 1970 viel zu früh starb. – Mehr als ein halbes Jahrhundert nach der Erstveröffentlichung: Hier ist Jimi Hendrix und „Purple Haze“.
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