Duffy – Warwick-Avenue
Zwei Eingänge, ein Zwischengeschoss mit Fahrkartenschaltern, nicht einmal ein normales Stationsgebäude – U-Bahn-Stationen können so langweilig sein. So auch diese hier, im Londoner Stadtbezirk City of Westminster, in Betrieb genommen bereits 1915 – damals sensationell als eine der ersten Londoner U-Bahnstationen mit Rolltreppen statt der bis dahin üblichen Aufzüge. Und doch: Die Station, in der im letzten Jahr über 4 Millionen Fahrgäste ein- und ausstiegen, dürfte für London-Besucher demnächst ein touristisches Highlight werden. Der Grund: Eine 23jährige Waliserin hat einen Song darüber gemacht. Auch das wäre nicht weiter spektakulär, wenn dieses Mädel nicht Duffy hieße und der Song über die U-Bahnstation „Warwick Avenue“ im Mai dieses Jahres europaweit in die Hitlisten gerauscht wäre.
„Ich erwarte dich am Eingang der U-Bahnstation Warwick Avenue. Wir können noch mal kurz darüber reden. Aber versprich, keine Show abzuziehen.“
Das klingt nicht gut. Wenn da jetzt stünde: „Meinem Geliebten gehöre ich, und mir gehört der Geliebte, der in den Lilien weidet“, dann wäre das nicht nur altorientalische Liebeslyrik, sondern dann wäre die Welt auch noch in Ordnung. Ist sie aber nicht. Denn natürlich dreht es sich bei diesem Song gar nicht um die U-Bahnstation „Warwick Avenue“. Hier trifft sich lediglich eine junge Frau mit ihrem Freund – zum letzten Mal. Denn sie hat von ihm die Nase gestrichen voll, will ihm den Laufpass geben. Er hat ihr wehgetan – Grund genug für sie, die Beziehung zu beenden.
„Die ganze Zeit, die wir zusammen waren, habe ich mir bessere Zeiten gewünscht.
Aber ich wollte nicht, dass der Zug kommt. Jetzt ist er abgefahren. Ich leide an meinem gebrochenen Herzen. Fast scheint es, als hätte das mit uns nie wirklich begonnen. Ich verlasse dich endgültig, Baby. Ich war völlig verwirrt in letzter Zeit. Du denkst, du liebst mich. Aber du liebst mich nicht. Baby, du hast mich so verletzt!“
Das Aus einer Beziehung hat zumeist viele Gründe: zu wenig miteinander geredet, zu wenig Gemeinsamkeiten, zu unterschiedliche Interessen, zu hohe Erwartungen, zu viel Egoismus. Was bleibt, ist die Hoffnung auf eine dauerhafte Liebe, eine, die eben nicht am allzu Menschlichen zerbricht. Eine Liebe, die stärker ist als diese Welt. Ob es die an der Warwick Avenue gibt? Wohl kaum. Noch nicht einmal bei Duffy und „Warwick Avenue“.
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