Plant, Robert – 29 Palms
Wären alle Rentner so drauf, könnten wir uns die Pflegeversicherung schenken. Fast 30 Jahre nach ihrer Auflösung standen Led Zeppelin im Dezember noch einmal auf der Bühne: Sänger Robert Plant knapp 60, Jimmy Page und John Paul Jones etwa gleich alt. Nur Schlagzeuger Jason Bonham, mehr als ein Ersatz für seinen verstorbenen Vorgänger und Vater, ist um einiges jünger. Keine Frage: Der Gig der Band geriet zum angesagtesten Event aller Zeiten. Er toppte selbst die umjubelten Reunions von Genesis und Police: Denn Millionen wollten Karten haben – in die O2-Arena hinein kamen letztlich nur ein paar tausend glückseliger Fans. Mag schon sein, dass Sänger Robert Plant dem Reunion-Konzert ähnlich entgegengefieberte, wie er in einem seiner ruhigeren Solo-Songs die Hinwendung zu einer Frau beschreibt:
„Ein verliebter Narr, eine verrückte Situation.
Ihr Samthandschuh zwingt mich in die Knie.
Ihr Kuss wie Feuer – eine aufgeladene Einladung,
ihr innerliches Lächeln wirft mich um. Es sieht gut aus, wie sie sich bewegt,
ein Hauch von Verzweiflung von meinem Standort – sie verdreht mir den Kopf.
Irgendwie war es hart, deine Stimme im Radio zu hören.
Das hat mich zurückgebracht auf die Straße, die direkt zu dir führt.“
Keine Frage, hier lodert Leidenschaft. Aber diese Straße, die der Sänger in seinem Song geht, hat es in sich: Denn an genau 29 Palmen muss er vorbei, bis er endlich ans Ziel kommt. – Das alles wäre nicht weiter aufregend, würde da nicht ein einziger Satz im Text für einen kurzen Moment ein anderes Denken aufleuchten lassen: „In God we trust“, singt Plant zwischendurch. Eine Anspielung auf die Inschrift auf Dollarnoten, mit denen er die Frau bezahlt? Oder geht es tatsächlich um Gottvertrauen? Und plötzlich spielt die Biographie Plants eine Rolle: 1976 ein schwerer Autounfall, der Plant sieben Monate an den Rollstuhl fesselt. Und dann, nur ein Jahr später, der Tod seines sechsjährigen Sohnes aufgrund einer Virusinfektion. Kann jemand mit solchen Erlebnissen tatsächlich noch singen: „In God we trust, auf Gott vertrauen wir“? Eine Antwort auf diese Frage gab vielleicht das Konzert im Dezember: Das war nämlich ein Benefizkonzert für den verstorbenen Plattenboss und Freund Ahmet Ertegun. „Ahmed wird von oben runtergucken und rufen: Hey Jungs“, erklärte Plant unmittelbar vor dem Konzert. Ein Leben also nach dem Tod? Dem ist wohl nichts mehr hinzuzufügen, außer dem Song: Robert Plant und „29 Palms“.
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