Alle Farben & Thompson, Lewis ft Muller, Mae – Love Hurt Repeat
Eine Coverversion eines alten Hits ist „Love Hurt Repeat“ von Alle Farben nicht. Aber das verarbeitete Original ist doch gut zu erkennen: 1992 veröffentlichte der britische Musikroduzent Francis Wright unter seinem Bühnennamen Felix „Don’t You Want Me“. Wer es noch genauer will:
Übernahme von der Übernahme vom Original
Auch Felix hatte Anleihen genommen, und zwar bei einem drei Jahre zuvor veröffentlichten Song des Trios Jomanda aus New Jersey. Aber es war eben nun mal die Version von Felix, die sich schnell zu einem europaweiten Dance-Kracher entwickelte und in den Folgejahren immer wieder gecovert wurde. Wer weiß, ob das alles so gekommen wäre, wenn nicht ein Brausekonzern genau diesen Titel für eines seiner Produkte verwendet hätte, das auch heute noch im Vereinigten Königreich gern getrunken wird.
Dschungelcamp
Auch „Love Hurt Repeat“ bekam unmittelbar nach der Veröffentlichung Schützenhilfe aus dem TV: So haute der Privatsender RTL zumindest denjenigen, die sich das anschauten, bei seinem Dschungelcamp, besser bekannt als „Ich bin ein Star – holt mich hier raus“, täglich von Ende Januar bis Anfang Februar dieses Jahres um die Ohren. Was den Song aber nicht schlechter macht.
Lewis Thompson und Mae Muller
Alle Farben, längst einer der besten DJs und Producer weltweit, holte sich zwei aufstrebende britische Künstler ins Studio: zum einen Lewis Thompson, der mehrere Jahre Teil des Duos „Just Kidding“ war und bereits mit David Guetta aufgenommen hat, zum anderen Mae Muller, die Großbritannien beim Eurovision Song Contest 2023 vertrat. An ihr lag es nicht, dass der britische Beitrag „I Wrote A Song“ lediglich auf Rang 25 und damit dem vorletzten Platz landete. Vor allem beim Refrain von „Love Hurt Repeat“ zeigt die knapp 27jährige, warum sie in der Vergangenheit bereits Gold- und Platinauszeichnungen erhalten hat: Eine kristallklare Stimme, die wunderbar mit den Synthesizerklängen des Songs harmoniert.
Love Hurt Repear
Zumindest auf den ersten Blick überrascht der Text:
„Ich mag den Schmerz!
Bin ich etwa süchtig nach den Spielen, die wir spielen?
Ich mag das Gefühl von Hochs und Tiefs.
Es ist, als würde mein Herz erst schlagen, wenn es gebrochen ist.
Es geht hin und her, baut mich auf, zieht mich wieder runter.
Aber ich würde es immer wieder tun.
Und wenn ich dich sagen höre,
dass du einfach deinen Freiraum brauchst, ist das okay.
Ich bin es gewohnt, wegzugehen.“
Was ist das denn? Jemand, der sich erst wohlfühlt, wenn sich seine Beziehung in einen Scherbenhaufen verwandelt hat und der Liebeskummer bitter zuschlägt? Die Antwort: So kann ein Gefühlschaos aussehen.
Gefühle vs. Wirklichkeit
Wenn die Gefühle in einen krassen Widerspruch zu den persönlichen
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„Mit den Tränen, die ich geweint habe, könntest du einen ganzen Fluss füllen.
Immer, wenn es sich gerade richtig anfühlt, geht es schief.“
Warum weitermachen?
Und so stellt sich schnell die Frage: Wenn am Ende doch alles den Bach runtergeht – warum soll ich es überhaupt noch einmal versuchen, mit einem anderen Menschen eine harmonische Beziehung zu führen?
Die Antwort ist unbefriedigend, aber einfach: Weil sich im Grunde seines Herzens jeder Mensch nach ein bisschen Liebe sehnt. Und weil man diese Liebe und Geborgenheit nicht zwangsläufig bei dem Menschen bekommt, von dem man diese Liebe erwartet. Wer sich verliebt, wer sich einem anderen Menschen gegenüber öffnet, erhöht damit auch die Gefahr, verletzt zu werden. Genau deshalb wiederholt sich das ewig alte Wechselspiel immer wieder, das der Song äußerst prägnant darstellt:
„Liebe, Verletzung, Wiederholung, Liebe, Verletzung, Wiederholung…“
Kommunikation reißt ab
Wer derartige Erfahrungen macht, fragt sich, wie er dieses Muster durchbrechen kann. Ein Patentrezept dafür gibt es wohl nicht. Aber vielleicht muss man sich damit trösten, dass es auch in der harmonischten Beziehung Probleme, Meinungsverschiedenheiten und vielleicht auch einmal Streit gibt, was allesamt sehr verletzend sein kann. Im Song ist die Antwort darauf, sich zu trennen, zu gehen. Wer aber geht, leistet keine Beziehungsarbeit, sondern beendet seine Beziehung. Denn der knallharte Abgang beendet die Möglichkeit zum gemeinsamen Gespräch. Und damit ist die letzte Chance dahin, doch noch die Beziehung, die Reste der Liebe zu retten.
Beziehungsarbeit
Zumindest solange nicht No Gos wie körperliche oder sexuelle Gewalt die Gründe für die Trennung sind, wäre es sinnvoll, mit der Partnerin oder dem Partner das Gespräch zu suchen. Der Inhalt: die eigenen Gefühle schildern, die Sorgen, Ängste und Verletzungen. Und darum bitten, darauf Rücksicht zu nehmen.
Wer wirklich liebt, wird dies tun. Vielleicht nicht in allen Punkten sofort, vielleicht auch in manchen Punkten nie. Aber dann kann man erneut miteinander sprechen. Und vor allem sich selbst die Frage stellen, ob auch die Partnerin oder der Partner bereit ist, etwas für die gemeinsame Beziehung zu leisten – zum Beispiel sich zu ändern.
Nicht zu schnell aufgeben
„Love Hurt Repeat“ lässt diese Möglichkeit wohl bewusst offen – am effektivsten geht man vor, wenn man selbst auf diese Lösung kommt und sie verinnerlicht. Dabei kommt der Aussage
Ich bin es gewohnt, wegzugehen“
eine besondere Bedeutung zu: So zu handeln ist viel zu unbefriedigend, um sein gesamtes restliches Leben mit dieser Perspektive leben zu wollen.
Alle Farben & Lewis Thompson ft Mae Muller – „Love Hurt Repeat“.
Der bei Radio Salü gesendete Beitrag ist eine Kurzfassung dieses Textes.
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