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Queen – A Winter’s Tale

Verschneite Berge, ein malerisches „Still ruht der See“ vor Augen … und den eigenen, nahenden Tod – das ist das Setting für einen der letzten Songs, den Queen-Frontmann Freddie Mercury im schweizerischen Montreux schrieb. Ein besonderer Song:

nur noch wenig Zeit

Denn üblicherweise sang Freddie seinen Part erst ein, nachdem sämtliche Instrumente im Kasten waren. Dieses Mal spielte er selbst ein paar Keyboards und sang, bevor der Song ansonsten fertiggestellt war. Er spürte nun einmal, dass die Zeit drängte. Laut Gitarrist Brian May hatte Freddie die Band während des Aufenthalts im schweizerischen Montreux davon informiert, dass sich seine HIV-Infektion zu AIDS entwickelt hatte. Das war im Januar 1991, nur wenige Wochen vor Veröffentlichung des Queen-Bestsellers „Innuendo“. Seine Erkrankung hielt Mercury vor der Öffentlichkeit geheim. Zehn Monate später war einer der größten Sänger aller Zeiten tot.

Blick eines Sterbenden

„A Winter’s Tale“ ist also nicht nur ein Blick aus dem Fenster des „Duck House“, dem Appartement der Band in Montreux. Sondern es ist der Blick von jemandem, der weiß, dass er dem Tod geweiht ist. Und der viele Eindrücke mit geschärften Sinnen wahrnimmt. So auch die Wintereindrücke in Montreux am malerischen Genfer See.

„Es ist Wintereinbruch. Der Himmel glänzt.
Seemöwen fliegen vorbei, Schwäne schwimmen vorüber.
Rauchende Schornsteinspitzen.
Die Tage werden kürzer, ein seidiger Mond steht am Himmel.
Kinder phantasieren, Erwachsene stehen daneben.
Was für ein tolles Gefühl! Träume ich?“

Zu schön um wahr zu sein

Eine traumhafte, fast magische Atmosphäre, die Mercury hier beschreibt. Eine, bei der man – wie die Kinder im Text – ins Phantasieren geraten kann. Oder wie die Erwachsenen, die sie schweigend zur Kenntnis nehmen.


Mercurys „Träume ich“ macht deutlich: ein friedvolles Setting, fast zu schön, um wahr zu sein.
Und fast ist es wie ein „kneif mich, ich bin mir nicht sicher, ob ich das wirklich erlebe“, wenn es unter ständiger Wiederholung des Wortes „dreaming“ – „träumend“ heißt:

Der Traum des Kindes ist die Hoffnung des Mannes

„Es liegt eine Art Zauber in der Luft.
Was für ein wahrhaft herrlicher Anblick.
Eine atemberaubende Szene.
Als ob du die Träume der Welt in der Handfläche deiner Hand hast.
Ein gemütliches Kamingespräch, ein wenig dies, ein wenig das,
fröhliches Lachen, das vorbeizieht.
Sanfter Regen prasselt auf mein Gesicht.“

Seinen Höhepunkt findet der Song in der Passage:

„Was für ein außergewöhnlicher Ort!
Und der Traum des Kindes ist die Hoffnung des Mannes!“

Ehrfürchtiges Staunen

Offenkundig ist das demütige und ehrfurchtsvolle Staunen des Sängers. Wenn er im weiteren Verlauf die Landschaft als Gemälde beschreibt, in der riesige Berge und das Geschrei kleiner Kinder als Kontrast aufeinanderprallen, dann verstärkt dies den Eindruck: Diese Welt könnte so friedlich, so traumhaft friedlich sein, wenn wir Menschen das tatsächlich wollten.

Frieden in die Welt tragen

Freddie Mercury lädt dazu ein, die Magie eines ruhigen Wintertages in sich aufzunehmen. Und sie in die Welt hinauszutragen. Denn das wäre auch für ihn das größte Glück: dass die Menschen in der Welt genauso friedlich sind, wie er diesen Wintertag erlebt.

Während Mercury diesen Song schreibt, weiß er, dass er weder dessen Veröffentlichung, noch seinen Traum von einer friedfertigen Welt erleben wird. Gerade deshalb aber wird „A Winter’s Tale“ zu einem Vermächtnis des Sängers, alles daran zu setzen, die Welt jeden Tag ein kleines bisschen friedfertiger zu machen.

Freddie-Statue

Die Bürger des schweizerischen Montreux haben das wohl verstanden: 1996 errichteten sie direkt am Ufer des Genfer Sees eine Bronzestatue von Freddie Mercury – als Anerkennung für Mercurys musikalische Leistungen. Und vielleicht auch aus Respekt vor seinen Hoffnungen auf eine friedfertige Welt.

Queen und „A Winter’s Tale“

Der bei Classic Rock Radio gesendete Beitrag ist eine Kurzfassung dieses Textes.

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